Der Inhalt im Überblick:
Energieautarkie und Einsparpotenzial: Mit einer 70 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage (Solaranlage) kann ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt in Österreich sowohl seinen gesamten Strombedarf als auch die Energie für ein Elektroauto und eine Wärmepumpe decken. Dies ermöglicht nicht nur eine erhebliche Unabhängigkeit von Energieversorgern, sondern reduziert auch langfristig die Stromkosten spürbar.
Energieunabhängigkeit durch eine Solaranlage: Eine Photovoltaikanlage auf dem Eigenheim bietet die Möglichkeit, sich weitgehend von externen Energiequellen zu lösen. Sie kann den gesamten Strombedarf eines Haushalts decken und sogar ein Elektroauto mitversorgen, was den Wunsch nach Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen und politischen Unsicherheiten erfüllt.
Individuelle Installation und Herausforderungen: Die Installation von Solaranlagen ist kein Standardprojekt. Unterschiedliche Dachmaterialien, wie Blechpaneele, erfordern spezialisierte Techniken und Fachwissen, um eine sichere und effiziente Montage zu gewährleisten und das Dach dauerhaft dicht zu halten.
„Eine 70 Quadratmeter große Photovoltaikanlage reicht rechnerisch aus, um den gesamten Strombedarf eines vierköpfigen Haushalts, inklusive 20.000 Kilometer Fahrleistung für ein Elektroauto und den Strombedarf für eine Wärmepumpe, zu decken“, hieß es vor Kurzem in einer Pressemeldung, die uns im Zuge einer Umfrage der Deutschen Solarwirtschaft auf den Schreibtisch flatterte. Ein gutes Argument, aber noch lange nicht alles an Argumenten, die für die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf unseren Dächern sprechen.
Meine Frau und ich gehen in unseren Meinungen konform: Wir wollten uns abnabeln, uns möglichst unabhängig machen … von der Gunst eines Vladimirs, von der Unberechenbarkeit eines Mohammed (das ist keine religiöse Anspielung), aber – soweit es machbar war – auch vom Machtstreben eines Xi. Wer weiß, was denen noch alles einfällt.
«Eine 70 m² große Photovoltaikanlage reicht aus, um Haus, Wärmepumpe und Elektroauto mit Strom zu versorgen.»
Unabhängigkeit – das ist auch der Antrieb der überwiegenden Mehrheit jener, die sich entschließen, einer Energiegemeinschaft beizutreten – diese Information habe ich aus erster Hand. „Unabhängigkeit“ steht auch ganz oben am Zettel, wenn sich Frau und Herr Österreicher für die Errichtung einer Photovoltaikanlage am Dach des Eigenheims entscheiden. Erst an zweiter Stelle stehen finanzielle Gründe. Argumente, wie den unbedingten Wunsch, selbst grünen Strom produzieren zu wollen, sind – so die Stimmen vieler, die direkt Kontakt mit Konsumenten haben und ihre Meinung ungefiltert aufnehmen – trotz der bereits vor unserer Haustüre spürbar angekommenen Klimakrise in der Rangliste der Gründe für die Errichtung einer Photovoltaikanlage im unteren Mittelfeld zu finden.
Zu hoher Stromverbrauch? Eine Solaranlage kann Abhilfe schaffen
Aber ganz ehrlich? Es ist nicht nur das Misstrauen gegenüber totalitären Staaten und deren Führern. Meine Frau und ich wollten auch nicht mehr ausschließlich vom Stromlieferanten unseres Vertrauens abhängig sein. Schon alleine deshalb, weil wir auch seit über 15 Jahren mit einer Wärmepumpe (WP) heizen – also mit Strom als Primärenergieträger. Und das belastete speziell in den letzten beiden Jahren unsere Haushaltskasse spürbar (Strompreiserhöhungen in Folge des Merit-Order-Modells lassen grüßen). Wir wollen der Preisgebarung der Anbieter nicht mehr ausschließlich ausgesetzt sein. Vor allem aber auch, weil unsere 15 Jahre alte WP nicht nur dumm (Steuerungen von damals können gerade zwischen Sommer-, Winter- und Partybetrieb unterscheiden und das war’s), sondern auch einen enormen Stromverbrauch aufzuweisen hat. Sagenhafte 13.000 kWh (!) verbrauchten wir zwischen Juni 2022 und Mai 2023 in unserem 3-Personen-Haushalt auf rund 140 m². Wahnsinn, werden Sie nun denken. Und Sie haben Recht. Deswegen drehen wir nun endgültig an den Schräubchen.
«An erster Stelle steht für Konsumenten bei der Errichtung einer PV-Anlage das Argument der „Unabhängigkeit“.»
Dass die Einspeisetarife für Strom aus der PV im Keller sind und aus dem wohl auch nicht mehr herauskommen werden (manche meinen, dass wir künftig vielleicht dafür zahlen müssen, wenn wir einspeisen), ist uns klar. Dafür sind die Preise von Modulen, Wechselrichtern und Stromspeichern im Vergleich zu vor einem Jahr deutlich nach unten gegangen. Waren es bei den Modulen damals noch mindestens 35 C/Wpeak, so liegen wir heute nur noch bei 25 C/Wpeak.
Soll man sich voll und ganz auf die Expertise von Handwerkern verlassen?
Ja, ich habe einen großen Vorteil im Gegensatz zu einem Großteil der österreichischen Bevölkerung: Ich bin gut vernetzt. Mein Beruf als Chefredakteur und Herausgeber eines österreichischen Fachmagazins für Elektrotechnik macht es für mich einfacher, die richtigen Informationen und die besseren Handwerker an der Hand zu haben. Und genau aus diesem Grund ist es mir ein Bedürfnis, meine (persönlichen) Erfahrungen – abgesehen von den Förderungen (die sind abhängig vom jeweiligen politischen Couleur des zuständigen Ministeriums zu volatil, als dass ich sie im Rahmen dieses Artikels erwähnen möchte) – an dieser Stelle weiterzugeben.
Und gleich vorweg: Natürlich sind uns die Lockangebote mancher österreichischen Tageszeitungen nicht entgangen. Paketangebote zu Fixpreisen werden aber auch im Internet von zahlreichen Firmen angeboten. Es gibt sie mittlerweile wie Sand am Meer. Das Problem, dass vielen dabei nicht bewusst ist: Die Preise, die hier offeriert werden, können in der Regel gar nicht halten. Dazu sind die Bedingungen von Gebäude zu Gebäude viel zu unterschiedlich. „Jeder Auftrag ist ein neues Projekt für sich“, sagen mir immer wieder Elektriker, mit denen ich zu tun habe. Ohne eine Besichtigung vor Ort kann kein seriöses Angebot erstellt werden. So ist die Errichtung einer PV-Anlage ein Eingriff in die elektrotechnische Anlage, mit der Folge, dass diese zuerst einmal auf den Stand der Technik gebracht werden muss. Dazu ist jeder Elektriker verpflichtet. Wer die Gesetzeslage doch umgeht, begibt sich auf äußerst dünnes Eis. Eines, das leicht brechen und verheerende rechtliche und letztendlich auch finanzielle Folgen haben kann.
Alles begann am Dach
Module am Dach zu montieren, sollte kein Hexenwerk sein, dachte ich mir. Weit gefehlt. Schließlich ist jedes Dach anders: das Alter, die Unterkonstruktion, die Stabilität, die Ausrichtung, die Neigung, die Wahrscheinlichkeit, dem Wind bzw. Schneelasten ausgesetzt zu sein, und schließlich die Art der Dachhaut selbst. Von Dachziegeln aus Ton über Beton bis hin zu Schiefer und anderen Materialien gibt es auch Metalldächer.
Unser Dach ist mit Blechpaneelen gedeckt, womit wir grundsätzlich zufrieden sind. Es erfüllt die grundsätzlichen Anforderungen: Es dämmt und ist dicht – und dabei sollte es auch möglichst bleiben. Und damit wären wir schon bei der ersten Herausforderung, die sich uns stellte: Blechpaneel-Dächer muss man bei der Befestigung von Photovoltaik-Modulen vollkommen anderes behandeln, als das bei einem Ziegeldach oder einem betonierten Flachdach der Fall ist. Denn während bei Ziegeln mit Dachhaken gearbeitet wird, die durch ein Anheben einzelner Ziegel befestigt werden können, und Befestigungen auf Flachdächern mit Gewichten vorgenommen werden, ist das Blechpaneel-Dach eine auf den ersten Blick undurchdringbare Barriere. Ein absolutes No-Go auf Nachfrage beim Hersteller der Dachpaneele ist das Durchschrauben der Elemente auf den wasserführenden Flächen. „Eh kloa“, denken Sie sich jetzt wahrscheinlich. Aber ganz so klar dürfte es dann doch nicht sein. Denn manche Hersteller von Befestigungssystemen bieten für derartige Anwendungen spezielle Dichtscheiben, die unter den Schrauben zum Einsatz kommen – Experten zufolge haben diese Dichtungen allerdings eine begrenzte Lebensdauer. Der Alterungsprozess macht wohl vor keinem Bauteil und Material, das immer wieder fließendem Wasser ausgesetzt ist, dauerhaft Halt. Und die Vorstellung bzw. der Fall, dass irgendwann dann doch Wasser ins Haus eindringt, will man wohl tunlichst vermeiden.
«Der BVWW bietet Konsumenten den Kontakt mit Handwerkern der verschiedenen Gewerke.»
Gott sei Dank hatte ich einen Dachspengler meines Vertrauens, den ich kontaktieren konnte. Er wusste gleich Bescheid – ein Experte seines Faches eben. Kein selbsternannter „Ich weiß alles und kann alles“. Ein Fachmann, der seit Jahrzehnten auf den Dächern Österreichs zu Hause ist und jede noch so erdenkliche Dachart kennt. Mein Tipp an alle, die an die Errichtung einer PV-Anlage am Dach des Eigenheimes denken, lautet daher: Schuster, bleib bei deinen Leisten! – Und dementsprechend sollte auch die Wahl des Handwerkes ausfallen. Auch wenn es verlockend wirkt, wenn ein Solarteur oder ein Elektriker ein Komplettpaket anbietet. Das Dach ist und bleibt das Metier des Dachdeckers – oder wie in meinem Fall, das des Dachspenglers.
«Die Mindestneigungen und der Abstand zur Dachhaut müssen eingehalten werden.»
Wer trotzdem nur einen Handwerker als Ansprechpartner haben möchte, dem steht in einigen Regionen Österreichs das Service des Bundesverband Wärmewende (BVWW) zur Verfügung. Der BVWW bündelt derzeit die Kompetenzen der verschiedenen Handwerksarten, die für die Errichtung einer Photovoltaikanlage bzw. eines Heizsystems notwendig sind, österreichweit zu sogenannten Clustern, was zur Folge hat, dass es für Kunden nur einen Ansprechpartner gibt, sie aber die Kompetenz von allen Handwerkssparten garantiert bekommen.
Stets Experten hinzuziehen!
Doch zurück zum Dach: Für den Fall, dass man über einen Plan der Dachlattung im Untergrund verfügt und vorausgesetzt, der Handwerker, der das Dach damals errichtet hatte, sich auch tatsächlich an den Plan gehalten hatte, sind für die Befestigung unterschiedliche Befestigungsmaterialien von den verschiedensten Herstellern am Markt erhältlich. Aber damit muss man sich als Kunde äußerst selten auseinandersetzen – das ist Sache des Dachdeckers bzw. der Planung im Vorfeld.
Vorher prüfen! Danach die Rechnung bezahlen!
Michael Ibesich, seines Zeichens gerichtlich beeideter Sachverständiger für Photovoltaikfragen, betrachtet das Thema der Konsumenten-Eigenverantwortung differenzierter. Er vertritt die Meinung, dass man sich nicht ausschließlich auf den Handwerker verlassen sollte und hat dafür auch gleich ein Beispiel parat: „Es gibt Module, die in ihren Betriebsanleitungen ganz klar definiert haben, in welchem Winkel ein Modul stehen muss und welchen Abstand es zur Dachhaut haben soll“, so der Experte im Gespräch mit der Redaktion. Die Gründe dafür sind einfach und gleichzeitig auch leicht zu überprüfen: Zum einen sind in vielen Fällen Mindestneigungen vom Hersteller des Moduls vorgeschrieben, weil bei einer Unterschreitung dieses Winkels der Selbstreinigungsprozess der Photovoltaik-Paneele nicht zum Tragen kommen kann und die dann auftretende Verschmutzung die Leistung kontinuierlich reduziert. Und zum anderen muss der Abstand zur Dachhaut eingehalten werden, weil es speziell bei sommerlichen Temperaturen zu einer Überhitzung der Module kommen kann, wenn keine ausreichende Hinterlüftung gegeben ist und dadurch erneut das Problem auftritt, dass die Leistung der Module und damit auch die Lebensdauer beträchtlich sinkt. Stellen Sie sich vor, Sie bestellen 420 kWp-Module, bekommen aber durch einen unsachgemäßen Einbau pro Modul nur noch 200 kWp oder weniger nach Fertigstellung Ihres Projekts aus der Anlage. Damit hätte niemand Freude und die Sache würde vor Gericht landen – „Am Schauplatz“ lässt grüßen! Mit anderen Worten: Ein Kontrollblick auf das Dach, bevor man die Rechnung des Handwerkers bezahlt, kann nicht schaden.
Grundvoraussetzung Nummer 1: Das Dach muss dicht bleiben!
Doch zurück zu meinem Dach: Nach Rücksprache mit dem Dachpaneel-Hersteller war klar, dass ein Durchschrauben durch das Sandwich-Paneel nur an den höchsten Stellen – den sogenannten „Hochsicken“ – anzuraten ist. Dazu musste aber auch der Untergrund ausreichend stabil sein. Oder anders ausgedrückt: Dahinter musste genug „Fleisch“ zur Verfügung stehen – ohne eine ausreichend ausgeführte Dachlattung hätte ich ein Problem gehabt.
Nachdem wir leider den Ausführungsplan der Dachkonstruktion nicht mehr in unseren sonst so penibel geführten Unterlagen fanden (ein Gruß an jenen Handwerker an dieser Stelle, der sich diesen im Zuge einer Umbauarbeit höchstwahrscheinlich angeeignet hatte!) und so gut wie alle Experten, die in Sachen „Befestigung“ bei uns vorstellig wurden, keine ernstzunehmende Lösung anzubieten hatten, beratschlagte ich mit meinem Spengler. Gemeinsam beschlossen wir schließlich, eine Bahn der Sandwich-Paneele vorsichtig anzuheben und … bingo! Der Dachstuhl und die Lattung waren stabil ausgeführt – ein Dank an den Zimmermann, der vor 20 Jahren für die Errichtung verantwortlich war. Es zahlt sich eben aus, Qualitätsunternehmen zu beauftragen. Damit konnten wir nun endlich mit der Modul-Belegungsplanung loslegen. Die für diesen Zweck zur Verfügung stehende Software haben in der Regel entweder die Elektrounternehmer selbst oder ihre Lieferanten im Griff. Das Ergebnis: umfangreiche Dokumente zu statischen Berechnungen, Wind- und Schneelasten, Belegungspläne und die daraus sich ergebende Leistungskalkulation der PV-Anlage in Kilowattpeak. In Summe sollten wir 8,1 kWp bekommen.
Warten auf den Elektriker
Lange Rede, kurzer Sinn: Die Schienen für die Befestigung der Photovoltaik-Module waren im Vergleich zu den Vorbereitungsarbeiten in Windeseile auf den beiden Dachflächen (SW- bzw. NO-Ausrichtung) und warteten anschließend nur noch darauf, dass der Elektriker meines Vertrauens mit seiner Arbeit begann. Doch darüber berichte ich Ihnen in der nächsten Ausgabe von SmartGyver.
Anmerkung des Autors: Natürlich könnte man den gesamten Auftrag an einen Professionisten (und nur an einen Professionisten) übergeben. Die Errichtung dieser Photovoltaik-Anlage wurde jedoch zu einem Zeitpunkt realisiert, als uns die Lieferketten-Krise vor große Herausforderungen stellte und Handwerker noch rar waren. Dass man hinsichtlich der Abwicklung heute mit einer vollkommen anderen Situation konfrontiert ist, sollte man beim Lesen dieses Berichts bedenken. Allerdings ist es auf jeden Fall zu empfehlen, sich detailliert zu informieren und in jeder einzelnen Phase des Projekts einzubringen. Schließlich kann selbst der beste Handwerker schon auch mal etwas nicht wissen. 😉