Neue Standards für verlässliche Solarstromrechner

Die Ergebnisse diverser Online-Solarstromrechner können stark variieren können – selbst bei identischen Eingabedaten. (Bild: www.pixabay.com)
Der Inhalt im Überblick:
  • Die HTW Berlin entwickelt Qualitätsstandards für Solarstromrechner, um realistische Prognosen und mehr Transparenz in der digitalen Photovoltaik-Beratung zu gewährleisten.


Online-Solarstromrechner versprechen schnelle Antworten auf komplexe Fragen zur Photovoltaik. Doch wie zuverlässig sind diese Tools wirklich? Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin hat Qualitätsstandards entwickelt, um Licht ins Dunkel der digitalen Energieberatung zu bringen.

Stellen Sie sich vor, Sie planen die Installation einer Photovoltaikanlage auf Ihrem Dach. Ein Online-Rechner verspricht Ihnen 99 % Autarkie – klingt verlockend, oder? Doch Vorsicht: Solche utopischen Werte sind in der Praxis kaum erreichbar. Die HTW Berlin hat festgestellt, dass viele dieser Tools mit unrealistischen Annahmen arbeiten und dadurch falsche Hoffnungen wecken. Um dem entgegenzuwirken, hat die Hochschule Qualitätsstandards für vertrauenswürdige Solarstromrechner entwickelt.

Die Problematik unzuverlässiger Solarstromrechner

In den letzten Jahren haben Online-Solarstromrechner an Popularität gewonnen. Sie sollen Hausbesitzern helfen, den Nutzen einer Photovoltaikanlage abzuschätzen. Doch die HTW Berlin fand heraus, dass die Ergebnisse dieser Tools stark variieren können – selbst bei identischen Eingabedaten. Unterschiede von über 20 Prozentpunkten beim Autarkiegrad sind keine Seltenheit. Solche Diskrepanzen können zu Fehlentscheidungen führen und das Vertrauen in erneuerbare Energien untergraben.

Die Initiative der HTW Berlin

Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat die HTW Berlin Qualitätsstandards für Solarstromrechner entwickelt. Ziel ist es, Transparenz zu schaffen und realistische Erwartungen zu fördern. Die Standards richten sich an Unternehmen in der Solar- und Energiebranche, die solche Tools anbieten oder entwickeln. Unterstützt wird die Initiative von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) und dem Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV).

Infografik beschreibt die drei zentralen Qualitätsmerkmale für Solarstromrechner: belastbare Eingangsdaten, realistische Annahmen und plausible Ergebnisse. Visualisiert wird ein Rechenprozess mit drei Stufen.

Verlässliche Solarrechner brauchen solide Datenbasis: Die HTW Berlin definiert klare Standards für realistische Annahmen und nachvollziehbare Ergebnisse – ein Schritt zu mehr Transparenz in der Energieberatung. (Bild: HTW-Berlin)

Die drei Säulen der Qualitätsstandards

  • Belastbare Eingangsdaten

Die Genauigkeit eines Solarstromrechners hängt maßgeblich von den verwendeten Daten ab. Anstelle von Standardlastprofilen sollten reale Verbrauchsdaten in hoher zeitlicher Auflösung genutzt werden.

  • Realistische Annahmen

Übertriebene Annahmen, wie eine jährliche Strompreissteigerung von 5 %, können zu unrealistischen Einsparungsprognosen führen. Die HTW Berlin empfiehlt, solche Parameter transparent zu machen und auf realistischen Werten zu basieren.

  • Plausible Ergebnisse

Ein Autarkiegrad von 99 % klingt zwar verlockend, ist aber in der Praxis kaum erreichbar. Solarstromrechner sollten Ergebnisse liefern, die auf realistischen Szenarien basieren und die tatsächlichen Möglichkeiten widerspiegeln.

Balkendiagramm zeigt die berechneten Autarkiegrade verschiedener Solarstromrechner für ein Einfamilienhaus mit 10-kW-Photovoltaikanlage und Batteriespeicher. Die Werte reichen von 76 % bis 99 %, während reale Betriebsdaten bei 77 % liegen.

Große Unterschiede bei Solarstromrechnern: Die HTW Berlin zeigt, dass Autarkieprognosen je nach Tool stark variieren – realistische Werte liegen deutlich unter den oft versprochenen 99 %. (Bild: HTW-Berlin)

Empfehlungen für Verbraucher

Verbraucher sollten bei der Nutzung von Solarstromrechnern auf Transparenz und Nachvollziehbarkeit achten. Tools, die ihre Annahmen offenlegen und realistische Prognosen bieten, sind zu bevorzugen. Zudem ist es ratsam, mehrere Rechner zu vergleichen und sich nicht ausschließlich auf ein Tool zu verlassen.

Die Entwicklung von Qualitätsstandards für Solarstromrechner durch die HTW Berlin ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Transparenz und Vertrauen in digitale Energieberatungstools. Für Verbraucher bedeutet dies, dass sie sich besser auf die Ergebnisse solcher Rechner verlassen können – vorausgesetzt, die Tools halten sich an die empfohlenen Standards. Es liegt nun an den Anbietern, diese Standards umzusetzen und somit einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

Weitere Informationen finden Sie auf: www.htw-berlin.de