Balkonkraftwerk: günstig, einfach, unbürokratisch

Ein modernes Balkonkraftwerk mit zwei Solarpanels ist an einem Balkon befestigt. Der Balkon ist mit Pflanzen und Blumenkästen dekoriert, während im Hintergrund ein gelbes Wohngebäude sichtbar ist.
Balkonkraftwerke helfen dabei, die Stromrechnung zu senken – begrenzt auf eine Leistung von 800 Watt. (Bild: AdobeStock / Ronald Rampsch)
Der Inhalt im Überblick:
  • Stromkosten senken leicht gemacht: Warum Balkonkraftwerke eine attraktive Alternative sind


  • Energie speichern und nutzen: Wann sich ein Batteriespeicher lohnt


  • Rechtliche und technische Aspekte: Sicherer Betrieb von Balkonkraftwerken


Ab 1. Jänner sind die Strompreise in Österreich erneut gestiegen – der staatliche Stromkostenzuschuss ist weggefallen, die Netzgebühren wurden erhöht. Doch was tun, wenn keine große Photovoltaikanlage aufs Dach passt oder die Kosten dafür zu hoch sind? Eine einfache und flexible Lösung könnte ein Balkonkraftwerk sein. Diese Mini-Solaranlagen senken die Stromkosten und sind auch für Mieter oder Wohnungseigentümer umsetzbar. Die Installation ist unkompliziert, die Module günstig und die bürokratischen Hürden gering. Doch wie effektiv sind diese Anlagen wirklich? Wann lohnt sich ein Batteriespeicher – und welche Fehler sollten unbedingt vermieden werden?

 

Balkonkraftwerke sind ein einfacher Einstieg in die Solarenergie – ideal für alle, die keine Dach-PV-Anlage installieren können oder wollen. Gerade für Wohnungseigentümer, die nicht allein über das Dach entscheiden dürfen, oder für Mieter bieten sie eine praktikable Alternative. Die Preise für Photovoltaik-Module sind so niedrig wie nie, und seit Jänner 2024 entfällt die Umsatzsteuer auf solche Anlagen. Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt, sich mit Balkonkraftwerken zu befassen – ein erster Schritt, um auch die nächste Energiekostenexplosion abzufedern.

Balkonkraftwerk senkt Stromrechnung

Wie viel kann ein Balkonkraftwerk wirklich zur Senkung der Stromkosten beitragen? Große Photovoltaikanlagen auf Hausdächern erzeugen oft mehr Strom, als ein Haushalt im Jahr verbraucht. Bei Balkonkraftwerken sieht das anders aus: Sie decken nur einen Teil des Strombedarfs und sorgen dafür, dass der Stromzähler langsamer läuft. Der erzeugte Strom wird direkt im Haushalt genutzt, wodurch weniger Strom aus dem Netz gekauft werden muss.

Wie viel Geld dadurch eingespart wird, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Grundlast des Haushalts: Geräte wie Kühlschrank oder WLAN-Router laufen rund um die Uhr.
  • Gesamtverbrauch und Tagesverteilung: Wann und wie viel Strom verbraucht wird.
  • Ertrag der Anlage: Wie viel Strom das Balkonkraftwerk je nach Wetter und Standort erzeugt.
  • Speicherung: Ob überschüssiger Strom gespeichert wird oder ins Netz fließt.

In Österreich sind Balkonkraftwerke laut der „Technischen und organisatorischen Regeln für Betreiber und Benutzer von Netzen“ (TOR) bis zu einer maximalen Leistung von 800 Watt genehmigungsfrei. Diese Grenze bezieht sich auf den Wechselrichter – das Gerät, das den von den Solarmodulen erzeugten Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandelt.

Da Solarmodule ihre Maximalleistung nur unter idealen Bedingungen erreichen, empfiehlt es sich oft, zwei Module mit je 450 Watt zu installieren, immer vorausgesetzt, die benötigte Fläche steht zur Verfügung. Die Maße eines solchen Moduls betragen beispielsweise 1.762 mm mal 1.134 mm. Von Hersteller zu Hersteller können die Maße variieren, bewegen sich aber meist in derselben Größenordnung.

Verschattung, Winkel oder Wetter beeinflussen die Stromproduktion. Rechnen wir mit durchschnittlich 6 produktiven Sonnenstunden pro Tag und einer durchschnittlichen Leistung von 400 Watt: Das ergibt täglich etwa 2,4 Kilowattstunden und rund 876 Kilowattstunden im Jahr. Bei einem Strompreis von 20 Cent pro Kilowattstunde entspricht das einer jährlichen Ersparnis von 175 Euro – bei steigenden Strompreisen sogar noch mehr. Das setzt jedoch voraus, dass der Nutzer den gesamten Strom selbst verbraucht. Ohne Speicher sind laut Experten nur etwa 30 Prozent davon realistisch.

Ist ein Speicher sinnvoll?

Ein Balkonkraftwerk produziert oft mehr Strom, als direkt verbraucht werden kann – besonders im Sommer zur Mittagszeit, wenn niemand zu Hause ist. Für Balkonstrom gibt es jedoch keine Einspeisevergütung. Wie viel Überschussstrom tagsüber vorhanden ist, hängt von der Grundlast des Haushalts ab. Diese wird durch Geräte wie Kühlschränke, Gefriertruhen oder WLAN-Router bestimmt und kann je nach Modell, Größe, Alter und Energieeffizienzklasse der Geräte variieren.

Angenommen, ein Kühlschrank und eine Gefriertruhe brauchen jeweils rund 150 Watt, während ein WLAN-Router etwa 10 Watt benötigt: Zusammen ergibt das eine Grundlast von rund 310 Watt – deutlich weniger als die maximale Leistung eines Balkonkraftwerks von 800 Watt. Überschüssiger Strom geht in solchen Fällen ungenutzt verloren.

Ein Stromspeicher kann helfen, die mittags produzierte Energie am Abend oder in der Nacht zu nutzen. Bei klassischen Balkonkraftwerksspeichern greift jedoch die 800-Watt-Grenze, da der Strom weiterhin über den Wechselrichter ins Hausnetz eingespeist wird. Geräte mit hoher Leistungsaufnahme, wie ein Wasserkocher, der kurzfristig 2.000 Watt benötigt, können maximal 800 Watt aus dem Speicher ziehen. Die übrigen 1.200 Watt kommen in diesem Fall aus dem Netz.

Einige Hersteller bieten spezielle Speicherlösungen für Balkonkraftwerke an, die auch als tragbare Powerstationen genutzt werden können. Haushaltsgeräte wie ein Wasserkocher lassen sich direkt an den Speicher anschließen, solange die maximale Ausgangsleistung der Powerstation ausreicht. Die 800-Watt-Grenze spielt in diesem Fall keine Rolle, da der Strom nicht über den Wechselrichter ins Hausstromnetz eingespeist wird. Diese Speicher ermöglichen es, dass Kühlschrank und Beleuchtung weiterhin über das Hausnetz versorgt werden, während Geräte mit höherem Strombedarf direkt an die Powerstation angeschlossen werden.

Wie ist Blackout-Schutz mit Balkonkraftwerk möglich?

Im Gegensatz zu herkömmlichen Speichern funktionieren diese Powerstationen auch als Insellösungen – unabhängig vom Hausnetz. Bei einem Stromausfall kann der Wechselrichter keinen Strom mehr ins Haus einspeisen. Bei Balkonkraftwerken ohne Speicher oder mit herkömmlichen Speichern schalten sich die Module einfach ab. Mit den portablen Powerstationen kann das Balkonkraftwerk weiterhin Geräte mit Strom versorgen, sofern diese direkt an die Batterie angeschlossen werden. Ihre Einsatzmöglichkeiten sind jedoch durch die Leistung der Solarmodule, die verfügbaren Produktionszeiten für den Sonnenstrom sowie die Kapazität und Leistung des Speichers begrenzt. Letztere variieren von Modell zu Modell. Anwender sollten demnach im Falle eines Stromausfalls sparsam mit der verfügbaren Energie haushalten.

Einfach in die Steckdose: erlaubt oder nicht?

In Österreich gibt es unter Fachleuten unterschiedliche Auffassungen darüber, wie Balkonkraftwerke an das Hausstromnetz angeschlossen werden dürfen – oder müssen.

Die meisten Anbieter werben mit „steckerfertigen“ Balkonkraftwerken, die per Schuko-Stecker einfach in die Steckdose gesteckt werden können. Die Innung der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker sieht dies jedoch kritisch. Sie vertritt den Standpunkt, dass die Installation durch einen Elektriker erfolgen, die Anlage fest verkabelt und ein Prüfbefund ausgestellt werden sollte. Grundlage für diese Empfehlung ist die elektrotechnische Norm OVE E 8101, die Plug-in-Anlagen für unzulässig erklärt. Allerdings ist diese Norm kein Gesetz und somit rechtlich nicht bindend.

Doch was bedeutet das genau? Rechtsanwalt Johannes Hartlieb von der Kanzlei Haslinger / Nagele erläutert: „Technische Normen werden erst dadurch verbindlich, dass sie Teil eines Vertrages werden.“ In der Praxis bedeutet das: Nur wenn ein Vertrag zwischen dem Betreiber und dem Netzbetreiber oder Energieversorger ausdrücklich auf die Norm verweist, muss diese zwingend eingehalten werden. Bei Balkonkraftwerken ist dies in der Regel nicht der Fall, da sie weder genehmigungspflichtig sind noch der Betreiber eine Einspeisevergütung erhält. Laut Hartlieb gibt es daher keine grundsätzliche gesetzliche Verpflichtung, die Module fest verkabeln zu lassen oder einen Elektriker hinzuzuziehen.

Trotzdem empfiehlt es sich, vor der Installation den Zustand der Elektrik zu prüfen. Ist der Stromkreis ausreichend dimensioniert für die zusätzliche Belastung? Ist die Steckdose auf eine solche Dauerbelastung ausgelegt? Ist zumindest ein FI-Schalter der Type A eingebaut? Diese Fragen kann ein Konsument in der Regel nicht selbst beantworten. Besonders hoch ist das Sicherheitsrisiko bei Gebäuden mit veralteten Anlagen, doch eine Prüfung der Anlage durch einen Elektriker ist grundsätzlich immer ratsam. Für Bewohner von Mehrfamilienhäusern rät Hartlieb, zumindest die Hausverwaltung zu kontaktieren, um mögliche technische Bedenken zu klären.

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts im Auftrag der E-Control kommt zu dem Ergebnis, dass bei korrekter Handhabung von Balkonkraftwerken mit maximal 800 Watt kein nennenswertes Risiko besteht. Die Regulierungsbehörde empfiehlt dennoch, nur Geräte mit CE-Zertifizierung zu verwenden und die Elektrik durch eine Fachkraft prüfen zu lassen. Auch die Deutsche Verbraucherzentrale berichtet von keinen Schadensfällen.

Sollte es dennoch zu Vorfällen wie Kabelbränden oder Stromausfällen kommen, haften Nutzer, wenn Nachlässigkeiten oder Fahrlässigkeit im Spiel waren. In solchen Fällen könnte auch die Versicherung nicht greifen. Die SmartGyver-Redaktion hat mehrere Versicherungen um eine Stellungnahme gebeten, jedoch bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten. Johannes Hartlieb rät Interessierten, sich vorab mit ihrer Versicherung abzusprechen, um mögliche Haftungsfragen zu klären. Da es noch keine richtungsweisenden Gerichtsurteile zu Balkonkraftwerken gibt, rechnet er mit einem „eher strengen Maßstab“ in Haftungsfragen. Wichtig: Der Schuko-Stecker darf aus Sicherheitsgründen niemals in eine Mehrfachsteckdose oder ein Verlängerungskabel eingesteckt werden.

Nur eine Phase? Auf den Zähler kommt’s an!

In einem Haushalt gibt es in der Regel drei sogenannte Stromphasen, über die Geräte mit Strom versorgt werden. Der Wechselrichter eines Balkonkraftwerks speist jedoch nur in eine dieser Phasen ein. Das bedeutet: Nur Geräte, die an derselben Phase hängen wie das Balkonkraftwerk, können direkt mit dem erzeugten Strom versorgt werden. Geräte auf den anderen beiden Phasen ziehen weiterhin Strom aus dem Netz – selbst dann, wenn Ihr Balkonkraftwerk eigentlich genug Energie produziert.

Ob das ein Problem ist, hängt von der Art des Stromzählers ab. Manche Zähler arbeiten phasenweise, das heißt, sie messen und berechnen den Stromverbrauch jeder Phase separat. In diesem Fall kann es passieren, dass Sie teuren Strom aus dem Netz bezahlen, während gleichzeitig selbst erzeugter Strom ins Netz fließt. Andere Zähler verrechnen die produzierte und verbrauchte Leistung aller drei Phasen miteinander – in diesem Fall spielt es keine Rolle, an welcher Phase das Balkonkraftwerk und die Geräte hängen.

Die Wiener Netze erklärten gegenüber SmartGyver: „Unsere Smart Meter sind alle phasensaldierend, das bedeutet, dass im Zähler die 3 Phasen miteinander verrechnet werden, also ein „Saldo“ ermittelt wird. Der durch das Balkonkraftwerk erzeugte Strom kann somit von unseren Kunden auf allen 3 Phasen genutzt werden.“ Wer außerhalb des Netzgebiets der Wiener Netze wohnt, kann beim zuständigen Netzbetreiber nachfragen.

Sicher montieren: keine Experimente!

Neben der Frage, ob Balkonkraftwerke einfach in die Steckdose gesteckt werden dürfen, steht ein weiteres Problem im Fokus: die richtige Montage. Holger Laudeley, bekannt als „Urvater der Balkonkraftwerke“ in Deutschland, warnt in YouTube-Videos eindringlich vor den Gefahren unsachgemäßer Befestigung. Viele Nutzer neigen dazu, die Module schräg anzubringen, um den Ertrag zu optimieren. Das erhöht jedoch die Windlast erheblich und steigert das Risiko, dass die Module bei einem Sturm abgerissen werden. „Ich möchte nicht in der Zeitung lesen: Mutter mit Kind von Balkonkraftwerk erschlagen“, so Laudeley.

Trotz seines warnenden Tons bleibt Laudeley ein Befürworter von Balkonkraftwerken. Er rät jedoch dringend dazu, die Module nicht anzuschrägen, es sei denn, hochwertige Montagesets und detaillierte Informationen über die Statik des Balkons stehen zur Verfügung. Nur so kann eine sichere Installation gewährleistet werden.

Wer ein Balkonkraftwerk installieren möchte, sollte ausschließlich hochwertige und geprüfte Montagesets verwenden. Von improvisierten „Do-it-yourself“-Lösungen ist dringend abzuraten.

Ein KI-generiertes Bild zeigt ein Balkonkraftwerk mit zwei großen Solarpanels, die schräg an einem Balkongeländer montiert sind. Die Module sind in Richtung Sonne ausgerichtet und von grünen Pflanzen sowie Blumenkästen umgeben. Im Hintergrund ist die orangefarbene Fassade eines Wohngebäudes mit einem großen Fenster und modernen Elementen sichtbar.

Das Modul schräg anzubringen steigert zwar den Ertrag, erhöht aber gleichzeitig das Risiko, dass ein starkes Unwetter die Konstruktion bricht und das Modul auf die Straße schleudert. Experten raten daher vom Anschrägen ab.
(Bild: AdobeStock / U. J. Alexander (KI-generiert)

Hersteller: Anlagen mit Zertifizierung sind sicher

SmartGyver sprach mit Kevin Benedict, Produktmanager eines großen Anbieters, über die Bedenken der Fachleute. „Zunächst einmal müssen wir klar unterscheiden zwischen der Montage und dem Anschluss ans Hausstromnetz“, erklärt der Experte. Die Kritik an Plug-in-Lösungen sei seiner Meinung nach nicht gerechtfertigt: „Sofern die Module und Wechselrichter alle erforderlichen Zertifikate haben, so wie das bei uns der Fall ist, können sie sicher über die Steckdose ans Hausstromnetz angeschlossen werden.“ Was ältere Gebäude betrifft, besteht jedoch Einigkeit: In diesen Fällen rät auch der Hersteller dazu, die Anlage durch einen Elektriker überprüfen zu lassen.

Für die sichere Montage am Balkongeländer sieht Benedict die Verantwortung beim Endnutzer: „Wir können weder das Vorgehen des Kunden noch die Stabilität des Geländers beeinflussen.“ Hersteller können lediglich hochwertige Montagesets anbieten, die sachgerecht installiert werden müssen. Eine Garantie für die korrekte Befestigung liege jedoch außerhalb ihres Einflussbereichs.

Anmelden ja, Genehmigung nein

Für Balkonkraftwerke mit einer Leistung von bis zu 800 Watt ist keine Genehmigung des Netzbetreibers erforderlich – unabhängig davon, ob die Anlage über die Steckdose angeschlossen oder fest verkabelt wird. Eine Anmeldung ist jedoch Pflicht und muss mindestens zwei Wochen vor der Inbetriebnahme erfolgen.

Aber warum anmelden, wenn keine Genehmigung nötig ist? Im Stromnetz muss die erzeugte und benötigte Energie stets ausgeglichen sein. Netzbetreiber erstellen dafür genaue Prognosen von Einspeisung und Verbrauch. Ungemeldete Photovoltaik-Anlagen können diese Berechnungen stören, was im schlimmsten Fall zu Problemen im Netz führen könnte.

Gefahr durch Guerilla-PV?

Im Frühjahr warnte ein Artikel der Heute-Zeitung davor, dass „tausende Guerilla-PV-Anlagen“ Stromausfälle verursachen könnten. SmartGyver hat dazu bei Oesterreichs Energie, der Interessensvertretung der Netzbetreiber und Energieversorger, nachgefragt. Deren Pressesprecher Christian Zwittnig sieht in Balkonkraftwerken jedoch keine Gefahr für das Stromnetz: „Nicht gemeldete Anlagen erschweren den Netzbetreibern die Planung, da plötzlich Strom im Netz auftaucht, der nicht in den Prognosen enthalten ist. Die Balkonkraftwerke machen jedoch zusammengerechnet nur einen kleinen Bruchteil der eingespeisten Leistung und Menge aus. Von den 800 Watt wird ohnehin das meiste im Haus verbraucht.“

Zwittnig räumt den Balkonkraftwerken zwar keine große Bedeutung für die Energiewende ein, sieht sie aber als begrüßenswerten Einstieg in die Photovoltaik: „Es ist gut, wenn immer mehr Menschen sich mit Photovoltaik und ihrem eigenen Stromverbrauch beschäftigen. Ein Balkonkraftwerk kann ein erster Schritt sein, sich mit dem Thema vertraut zu machen und zu einem späteren Zeitpunkt mehr zu machen.“ Er empfiehlt, wann immer möglich, eine größere PV-Anlage auf dem Dach. In Mehrfamilienhäusern kann dies durch eine Gemeinschaftliche Erzeugungsanlage (GEA) oder eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) realisiert werden.

Mehrfamilienhaus: Muss ich die (anderen) Eigentümer fragen?

Seit dem 1. September 2024 gilt in Österreich: Wer an seiner Eigentumswohnung ein Balkonkraftwerk anschließen will, braucht nicht mehr die explizite Zustimmung der anderen Eigentümer. Er muss sie jedoch nach wie vor von seinem Vorhaben schriftlich in Kenntnis setzen. Erfolgt innerhalb von zwei Monaten nach der Verständigung kein Widerspruch, gilt die Zustimmung als erteilt. Wird ohne triftigen Grund widersprochen, kann unter Umständen vor Gericht gegen den Widerspruch vorgegangen werden – Ausgang ungewiss.

Mieter: Zustimmung des Vermieters bleibt Pflicht

Diese Neuerung gilt allerdings nicht für Mieter: Sie benötigen weiterhin die Zustimmung ihres Vermieters. Das gilt auch für Mieter, die die Module im Garten aufstellen möchten statt am Balkongeländer. Rechtsanwalt Johannes Hartlieb warnt: „Wird der Vermieter nicht gefragt, könnte er sich übergangen fühlen und dann aus Prinzip die Entfernung der Anlage verlangen – obwohl er an und für sich eigentlich nichts gegen ein Balkonkraftwerk hätte.“ In Deutschland sind Vermieter inzwischen verpflichtet, triftige Gründe für ein Verbot von Balkonanlagen zu nennen. Ein Verweis auf die Optik genügt dort nicht mehr. In Österreich gibt es eine solche Regelung bislang nicht.

Gemeindewohnungen: Wiener Wohnen erlaubt Balkonkraftwerke unter Auflagen

Für die rund 500.000 Wienerinnen und Wiener in Gemeindewohnungen gibt es gute Nachrichten: Wiener Wohnen erlaubt unter bestimmten Voraussetzungen die Montage von Balkonkraftwerken. Die Kleinanlage muss ins Gesamterscheinungsbild passen, und Nachbarn dürfen nicht beeinträchtigt werden – etwa durch Blendung. Zudem schreibt Wiener Wohnen die Installation durch eine Fachkraft vor. Eine Bewilligung muss vorab beantragt werden. Weitere Informationen finden Interessierte auf www.wienerwohnen.at.

Fazit

Balkonkraftwerke sind ein preisgünstiger und unkomplizierter Einstieg in die Photovoltaik – ideal für Haushalte, bei denen eine Dachanlage nicht möglich ist, sei es aus baulichen, technischen, rechtlichen oder finanziellen Gründen. Besonders bei südlicher, östlicher oder westlicher Ausrichtung bieten sie eine sinnvolle Alternative. Dank niedriger Modulpreise und der weggefallenen Umsatzsteuer ist der Zeitpunkt günstig, um in Balkonkraftwerke zu investieren. Ein Energiespeicher kann dabei helfen, den Nutzen weiter zu steigern, indem er Überschüsse für die Abendstunden speichert. Die Ausbeute bleibt jedoch überschaubar. Wer kann, sollte auf eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach setzen. Für Mehrfamilienhäuser bieten Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen (GEA) den größeren Nutzen.

Für die sichere Nutzung sollten ausschließlich zertifizierte Produkte (z. B. CE, TÜV, TOR) verwendet werden. Auch die Montage erfordert Sorgfalt: Eine fachgerechte Installation und die Anmeldung beim Netzbetreiber sind Pflicht. Ob eine Elektrofachkraft hinzugezogen werden muss, ist zwar umstritten, doch besonders in älteren Gebäuden empfiehlt sich eine Prüfung der Elektrik. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen haben sich 2024 für Wohnungseigentümer verbessert, während Mieter weiterhin auf die Zustimmung ihres Vermieters angewiesen sind.

Häufig gestellte Fragen

  • Was ist ein Balkonkraftwerk und für wen eignet es sich?

    Ein Balkonkraftwerk ist eine Mini-Photovoltaikanlage, die sich einfach an Balkon, Terrasse oder Fassade anbringen lässt. Es eignet sich ideal für Wohnungseigentümer und Mieter, die keine Dachanlage installieren können oder wollen, und dennoch Stromkosten senken möchten. Bis zu 800 Watt Wechselrichterleistung sind Balkonkraftwerke in Österreich nicht genehmigungspflichtig. Sie müssen jedoch beim Netzbetreiber gemeldet werden.
  • Wie viel Strom kann ein Balkonkraftwerk erzeugen und wie hoch ist die Ersparnis?

    Die Stromerzeugung eines Balkonkraftwerks hängt von mehreren Faktoren ab: dem Standort, der Ausrichtung der Module, dem Wetter und der täglichen Sonneneinstrahlung. Eine Anlage mit zwei Modulen kann im Durchschnitt rund 2,4 kWh pro Tag und etwa 876 kWh im Jahr erzeugen, wobei der tägliche Ertrag je nach Jahreszeit und Wetter stark variiert. Bei einem Strompreis von 20 Cent pro kWh entspricht das einer Ersparnis von bis zu 175 Euro jährlich – vorausgesetzt, der gesamte Strom wird direkt verbraucht. Ohne Speicher liegt der realistische Eigenverbrauch jedoch oft bei nur 30 %.
  • Lohnt sich ein Stromspeicher für mein Balkonkraftwerk?

    Ein Speicher kann überschüssigen Strom für den Abend oder die Nacht speichern und die Nutzung des selbst erzeugten Stroms erhöhen. Bei Balkonkraftwerken gibt es für ins Netz eingepeisten Strom keine Vergütung. Strom, der weder direkt verbraucht noch gespeichert wird, ginge sozusagen "verloren". Besonders in Haushalten mit geringer Grundlast lohnt sich daher ein Speicher trotz der relativ hohen Anschaffungskosten, um den Eigenverbrauch zu maximieren.
  • Darf ich mein Balkonkraftwerk einfach an die Steckdose anschließen?

    In Österreich gibt es keine gesetzliche Verpflichtung, Balkonkraftwerke fest verkabeln zu lassen, solange sie den technischen Vorgaben entsprechen. Ein einfacher Anschluss über eine Schuko-Steckdose ist in den meisten Fällen erlaubt, allerdings wird empfohlen, die Hausinstallation vorher von einem Elektriker prüfen zu lassen.
  • Welche Voraussetzungen müssen für die Installation erfüllt sein?

    Die Anlage muss an einem sonnigen Platz ohne große Verschattung montiert werden. Eine stabile Befestigung ist essenziell, insbesondere bei Balkonen oder Fassaden. Außerdem sollten Nutzer darauf achten, die Anlage spätestens zwei Wochen vor der Inbetriebnahme beim Netzbetreiber anzumelden und nur zertifizierte Produkte (z. B. mit CE-Kennzeichnung) zu verwenden.