Wärmepumpen beheizen nicht nur immer mehr Gebäude, sondern erhitzen auch die Gemüter. Viele Menschen fühlen sich in Sachen Heizen durch die EU und Bundesregierung bevormundet und wollen sich (verständlicherweise) keine Investition aufzwingen lassen. Die SmartGyver-Redaktion geht dieses Thema von einer anderen Seite an: Senkt die Wärmepumpe wirklich dauerhaft Ihre Energiekosten? Funktioniert das auch bei älteren Gebäuden (Sanierung)? Wie können die Investitionskosten um bis zu 75 Prozent reduziert werden? Was müssen Hauseigentümer beachten, wenn sie eine Wärmepumpe kaufen und nutzen, damit sie auch hält, was sie verspricht? Und für welche Gebäude sind Wärmepumpen nicht geeignet? Darüber hat die Redaktion mit Experten gesprochen, damit unsere Leser eine fundierte Entscheidung treffen können – unabhängig davon, was Politiker der einen oder der anderen Partei behaupten.
Wärmepumpen längst in der Sanierung angekommen
Lange war die vorherrschende Meinung, dass Wärmepumpen nur im Neubau zum Heizen geeignet wären. Auch heute hält sich diese Vorstellung hartnäckig, obwohl die Realität längst anders aussieht: Richard Freimüller, Präsident des Verbands Wärmepumpe Austria, schätzt, dass rund 80 Prozent der derzeit verkauften Wärmepumpen im Rahmen einer Sanierung in Bestandsgebäuden installiert werden. Das hängt einerseits damit zusammen, dass aktuell nur wenig neu gebaut wird. Andererseits ist die Reduzierung der Energiekosten nicht erst seit der Teuerungswelle ein wichtiges Kaufmotiv. Nach einer Studie von EUPD Research aus dem Jahr 2020 gaben damals schon mehr als die Hälfte der Wärmepumpenkäufer die niedrigeren Heizkosten als wichtigen Grund für ihre Entscheidung an. Dieser Anteil dürfte sich in den Folgejahren noch erhöht haben.
„Moment mal! Auch wenn ich nach dem Heizungstauch logischerweise keine Gaskosten mehr habe, treibt die Wärmepumpe doch meine Stromkosten in die Höhe!“, wird sich mancher Leser vielleicht denken. Das stimmt prinzipiell: Die Wärmepumpe verbraucht Strom. Die entscheidende Frage ist, in welchem Verhältnis die wegfallenden Heizkosten der Öl- oder Gasheizung zu den durch die Wärmepumpe verursachten Stromkosten stehen.
Jährliche Ersparnis von über 1.000 Euro möglich
Wir haben beim Installationscenter Menhart (1a-Installateur) nachgefragt, das unter anderem auf die Installation und Inbetriebnahme von Wärmepumpen spezialisiert ist. Der Doppelkonzessionär (sowohl Installateur als auch Elektriker) hat in den vergangenen Jahren eine dreistellige Zahl an Wärmepumpen installiert. „Sehr viele unserer Kunden sparen sich jährlich 1.000 bis 2.000 Euro im Vergleich zur alten Anlage ein“, sagt Geschäftsführer Martin Menhart im Gespräch mit SmartGyver. Er berichtet von einem Extremfall, in welchem ein Kunde vor der Umstellung jährlich zwischen 6.000 und 7.000 Euro im Jahr für den Gasverbrauch bezahlt hatte. Nach dem Tausch der Heizung von Gas auf Wärmepumpe hatte der Kunde im selben Gebäude unter denselben Bedingungen einen zusätzlichen Stromverbrauch fürs Heizen von etwa 4.000 Kilowattstunden vom 1. November bis 28. Februar. Ausgehend von einem Strompreis von 30 Cent/kWh ergeben sich damit Gesamtheizkosten von 1.200 Euro. Dies bedeutet eine Ersparnis zwischen 4.800 und 5.800 Euro. Menhart betont, dass es sich dabei um einen Extremfall handelt und die Höhe der Ersparnis auch darauf zurückzuführen war, dass der Kunde sein Heizverhalten geändert hat.
Doch wie ist es überhaupt möglich, dass sich mit der Wärmepumpe immerhin ein niedriger vierstelliger Betrag einsparen lässt – und das jedes Jahr aufs Neue? Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Das hängt stark mit der Art der Wärmegewinnung zusammen.
Wärmepumpe nutzt Umgebungswärme
Eine Wärmepumpe funktioniert im Prinzip wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt und größer. Der Kältemittelkreislauf des Kühlschranks entzieht seinem Inneren Wärme und gibt diese an die Umgebung ab. Bei der Wärmepumpe entzieht der Kältemittelkreislauf der Umgebung die Wärme, bringt diese auf höhere Temperaturen und kann dann zum Heizen oder fürs Warmwasser genutzt werden. Laut Wärmepumpe Austria stammt die Wärmeleistung einer effizienten Wärmepumpe bis zu 75 % aus der Umgebungswärme – das ist der Hauptgrund, warum Wärmepumpen zu den effizientesten Heizungssystemen zählt. Anders ausgedrückt: Mit 1 Kilowatt Strom können bis zu 4 kW Heizleistung erzeugt werden.
Effizienz von Wärmepumpen: Jahresarbeitszahl, COP und SCOP
Wer sich über verschiedene Wärmepumpen informiert, wird immer wieder über die Begriffe Jahresarbeitszahl (JAZ), COP (Coeffiecient of Performance) und SCOP (Seasonal Coeffiecent of Performance) stolpern. Alle drei Kennzahlen treffen Aussagen über das Verhältnis vom eingesetzten Strom zur Heizleistung, also über die Effizienz der Wärmepumpe. Sie werden jedoch durch unterschiedliche Verfahren ermittelt und berücksichtigen verschiedene Faktoren. Der COP ermittelt die Leistung der Wärmepumpe zu fest definierten Prüfbedingungen, welche die Temperatur der Wärmequelle und die Vorlauftemperatur der Heizung beinhalten. Die Prüfnormen werden in Form von Kürzeln angegeben. Der COP-Wert A2/W35 wird beispielsweise für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe bei einer Lufttemperatur von 2 Grad Celsius und einer Vorlauftemperatur von 35 Grad Celsius ermittelt. Der COP ist also eine Momentaufnahme zu bestimmten Normbedingungen und bezieht sich ausschließlich auf die Wärmepumpe selbst, ohne Berücksichtigung weiterer Faktoren.
Der SCOP ermittelt die Leistung einer Wärmepumpe innerhalb von verschiedenen Betriebszuständen. Dabei werden für den Heizbetrieb die Außentemperaturen 12°, 7°, 2° und –7° Celsius für die Messung herangezogen. Zusätzlich erfolgt auch noch eine Einteilung in die drei Klimazonen Nord-, Mittel- und Südeuropa, nach welcher die verschiedenen Betriebszustände gewichtet werden.
Die Jahresarbeitszahl errechnet sich aus dem COP und weiteren Variablen: Vorlauftemperatur, Wärmequelle, Dämmung des Hauses, Klima, Heizverhalten. Sie gibt die Leistung im realen Betrieb übers ganze Jahr an. Die JAZ kann daher erst im Nachhinein ermittelt werden. Aufgrund der vielen Variablen wie dem persönlichen Heizverhalten eignet sie sich nur sehr bedingt zum Vergleich zweier Wärmepumpen.
Erde, Wasser, Luft: Welche Wärmepumpe passt zu mir und was ist zu beachten?
Für die Leistung der Wärmepumpe und damit das jährliche Einsparpotenzial gilt: Je höher COP und SCOP, desto besser. Aber auch: Je höher die Leistung, desto teurer die Wärmepumpe. Das gilt nicht nur für die einzelnen Modelle, sondern insbesondere für die verschiedenen Arten von Wärmepumpen. Diese unterscheiden sich in erster Linie durch die Wärmequelle, was Auswirkungen auf Installationsaufwand, die notwendigen Bedingungen vor Ort, einzuholende Genehmigungen und Investitionskosten hat.
Die Erdwärmepumpe (auch: Sole-Wasser-Wärmepumpe) nutzt die sehr konstante Wärme des Erdreichs. Erdwärmepumpen weisen daher hohe COP-Werte von ca. 4,5 auf, moderne Geräte liegen teilweise sogar darüber. Um die Erdwärme zu nutzen, gibt es zwei Varianten: Erdsonden und Erdkollektoren. Die Installation von Erdsonden erfordern Tiefenbohrungen. Ein oder mehrere Rohre entziehen dem Erdreich Wärme. Das Kältemittel nimmt die Wärme auf und leitet diese an die Wärmepumpe weiter. Doch Tiefenbohrungen sind nicht überall erlaubt. Sie sind genehmigungspflichtig und es müssen vorab Bodengutachten eingeholt werden. Flächenkollektoren hingegen werden nur in 1 bis 1,5 Metern Tiefe verlegt. Sie benötigen jedoch große Flächen, um genug Wärme aufnehmen zu können – pro Kilowatt Heizleistung ca. 25 m². Dies entspricht in etwa dem 1,5- bis 3-fachen der beheizbaren Wohnfläche. Flächenkollektoren benötigen also eine Menge Platz und dürfen weder überbaut werden noch mit Baumwurzeln kollidieren.
Die Grundwasserwärmepumpe (auch: Wasser-Wasser-Wärmepumpe) nutzt als Wärmequelle das Grundwasser. Dieses hat eine konstante Wärme von 7 bis 12 Grad und erreicht daher ebenfalls eine sehr hohe Effizienz und COP-Werte von rund 4,5. Über einen Saugbrunnen wird Grundwasser entnommen und zur Wärmepumpe transportiert. Über einen Schluckbrunnen gelangt das abgekühlte Wasser dann zurück unter die Erde. Wer eine Grundwasserwärmepumpe möchte, benötigt dafür eine Genehmigung und eine wasserrechtliche Bewilligung. Eine der größten Wasser-Wasser-Wärmepumpen Europas befindet sich in Wien-Simmering und versorgt laut Wien Energie 25.000 Haushalte mit CO2-freier Fernwärme.
Aufgrund der spezifischen Voraussetzungen, der bürokratischen Hürden und der hohen Investitionskosten entscheiden sich die allermeisten Einfamilienhausbesitzer jedoch für die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Diese entnimmt die Wärme der Umgebungsluft. Der Nachteil: An besonders kalten Tagen kann die Wärmepumpe der Umgebungsluft am wenigsten Wärme entziehen. Das führt bei extrem niedrigen Temperaturen dafür, dass ein elektrischer Zuheizer „nachhelfen“ muss, um die nötigen Vorlauftemperaturen zu erreichen. Das erhöht den Stromverbrauch und hat zur Folge, dass Luftwärmepumpen „nur“ einen COP von ca. 3,5 aufweisen. Die tatsächliche Jahresarbeitszahl von Luftwärmepumpen liegt laut Gottfried Rotter, dem geschäftsführenden Präsidenten des Bundesverband Wärmewende, seiner Erfahrung nach oft bei nur 2,5. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik ermittelte sogar noch eine JAZ knapp darunter (2,2). Da es immer auf die konkreten Umstände ankommt, sind diese Zahlen nicht verallgemeinerbar.
Luftwärmepumpen sind damit dennoch immer noch deutlich effizienter als andere Heizsysteme. Auch wenn die Installation leichter und die rechtlichen Hürden niedriger sind als wenn die Wärme aus der Erde oder dem Grundwasser geholt werden soll, gibt es auch hier die eine oder andere Regel zu beachten. Luftwärmepumpen können sowohl im Keller als auch außerhalb des Gebäudes aufgestellt werden. Oft sind es die baulichen Gegebenheiten, die dem Eigentümer die Entscheidung abnehmen. Soll die Wärmepumpe draußen aufgestellt werden, müssen vorgegebene Abstände zu Nachbargrundstücken und Geräuschobergrenzen beachtet und gegebenenfalls eine Genehmigung eingeholt werden. Die exakten Regelungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Zusätzlich gibt es lokale Unterschiede, etwa in der Art des Wohngebiets sowie unterschiedliche Grenzwerte für Tag und Nacht. Das gilt es im Vorfeld mit den zuständigen Baubehörden abzuklären. Selbst wenn keine expliziten Grenzwerte vorliegen, gilt zivilrechtlich, dass die Nachbarn nicht unzulässig durch Geräusche gestört werden dürfen.
Indem die Wärmepumpe nicht in der Nähe von Schlafzimmern, in ausreichendem Abstand zu den Nachbarn und nicht in möglicherweise schallverstärkenden Ecken aufgestellt wird, lässt sich Ärger mit den Nachbarn vorbeugen. Außerdem ist es ratsam, bei der Wahl der Wärmepumpe neben der Leistung auch auf die Schallwerte zu achten. Zusätzlich oder alternativ können Schallschutzhauben verwendet werden.
Für wen ist die Wärmepumpe (nicht) geeignet?
Ist die Wärmepumpe nun für jede und jeden geeignet und das Allheilmittel aller Heizungssorgen? SmartGyver hat sich bei zwei Experten erkundigt, die einen ganzheitlicheren und differenzierten Blick auf die Wärmewende haben: Albert Zarfl leitet das das Kompetenzzentrum Erneuerbare Energien eines der größten Elektrogroßhändlers in Österreich. Gottfried Rotter ist geschäftsführender Präsident des Bundesverbands Wärmewende. Die Antwort beider Experten ist im Kern dieselbe: In der Sanierung kommt es darauf an, was schon da ist. Besteht schon ein Heizsystem mit Fußbodenheizung oder Radiatoren, sei es prinzipiell sinnvoll, die bestehende Infrastruktur auch nach dem Heizungswechsel weiter zu nutzen – sprich: auf die Wärmepumpe zu setzen. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, etwa weil das Haus bislang mit Nachtspeicheröfen elektrisch beheizt wurde, machen andere Lösungen mehr Sinn, beispielsweise qualitativ hochwertige Infrarotheizungen.
Auch wenn ein Gebäude so schlecht gedämmt ist, dass extrem hohe Vorlauftemperaturen notwendig wären, sollte (vorerst) auf den Heizungstausch verzichtet werden. Hohe Vorlauftemperaturen treiben die Stromkosten in die Höhe treiben und können die Wärmepumpe beschädigen. Auch Wärmepumpenverbandspräsident Freimüller sagt: „Wenn der Planer zu dem Schluss kommt, dass Vorlauftemperaturen von 70 Grad aufwärts nötig wären, dann sollte der Kunde zuerst sein Haus isolieren.“ Gottfried Rotter betont, dass man nicht zu voreilig vom Alter des Hauses auf die Dämmung schließen sollte: „Häuser aus dem Jahr 1890 verlieren aufgrund der dicken Mauern oft deutlich weniger Wärme als Häuser aus den 1970er-Jahren.“
Kombination von verschiedenen Heizsystemen
Der geschäftsführende Präsident des Bundesverbands Wärmewende hält außerdem wenig davon, verschiedene Heizsysteme gegeneinander auszuspielen. Stattdessen gelte es, sich jedes Haus, jedes Projekt genau anzuschauen und individuell die beste Lösung dafür zu finden und umzusetzen. Auch die Kombination aus Wärmepumpe und Infrarotheizung kann sinnvoll sein. Etwa wenn manche Räume des Gebäudes nur selten oder punktuell beheizt werden müssen, wie etwa Hobbyräume, Dachgeschosszimmer, Gästezimmer oder der Fernsehraum im Keller. Indem diese Räume mit Infrarotheizungen beheizt werden – und zwar nur dann, wenn die Bewohner sich darin aufhalten, lässt sich vermeiden, dass Wärme und damit Strom unnötig verschwendet wird. Die Wärmepumpe muss in diesem Fall nur die viel- und ständig genutzten Räume beheizen, sprich in der Regel den Wohnbereich im Erdgeschoss. Das bedeutet, dass die Vorlauftemperatur und somit der Energieverbrauch niedriger bleibt und ein kleinerer Kessel gewählt werden kann. Laut Rotter wird die Wärmepumpen-Investition auf diese Weise um 5.000 bis 6.000 Euro Euro günstiger. Die eingesparte Summe reiche dann aus, um die übrigen Räume mit hochwertigen Infrarotpanelen auszustatten. Der Bundesverband Wärmewende bietet Interessierten unverbindliche Beratung an, die nicht von vornherein auf ein bestimmtes Heizsystem festgelegt ist.
Hohe Investition, aber: Bundesförderung von bis zu 75 Prozent
Die wohl größte Hürde beim Heizungstausch hin zur Wärmepumpe ist wohl die Höhe der Investitionen. Je nach Art, Hersteller, Leistung, Qualität und Modell ist mit einem Gesamtinvest zwischen dem unteren und mittleren fünfstelligen Bereich zu rechnen, teilweise bis zu 50.000 Euro. Für jeden zweiten Eigenheimbesitzer in Österreich, der noch zögert, in ein erneuerbares Heizsystem zu investieren, ist die allgemeine Teuerung ein wesentlicher Grund dafür (Quelle: Stimmungsbarometer Erneuerbare Energien Österreich 2024). Die gute Nachricht: Mit dem Programm „Raus aus Öl und Gas“ wird österreichweit der Wechsel von einem fossilen Heizsystem zur erneuerbaren Wärmegewinnung stark gefördert – mit bis zu 75 Prozent der Investitionskosten. Dies ist jedoch an mehrere Voraussetzungen gebunden, darunter an Obergrenzen der Heizleistung bzw. der maximalen Vorlauftemperatur. Außerdem wird die Wärmepumpe nur gefördert, wenn kein Anschluss an (grüne) Nah- oder Fernwärme möglich ist. Zudem gibt es Landesförderungen der einzelnen Bundesländer. Die Redaktion empfiehlt Interessierten, sich kompetent beraten zu lassen und einen Installateur zu beauftragen, bei dem die Beantragung und Abwicklung der Förderung im Service inkludiert ist. Bei „Raus aus Öl und Gas“ wird das Fördergeld erst nach Abschluss des Projekts ausbezahlt. D.h. auch wenn Hauseigentümer am Ende nur ein Viertel der Investition selbst tragen, müssen sie dennoch die gesamte Summe vorfinanzieren. Für Menschen, die eine so hohe Investition nicht stemmen können oder wollen, bieten manche Anbieter auch die Möglichkeit, Wärmepumpen zu mieten oder zu leasen.
Lohnt sich die Investition finanziell?
Die Frage, ob und nach welcher Zeit sich die Wärmepumpe „rechnet“ (amortisiert) lässt sich pauschal nicht beantworten, da die Höhe der Investition und die Höhe der Einsparungen stark variieren können. Hinzu kommt, dass Wärmepumpen in der Regel nach 15 bis 20 Jahren ausgetauscht werden müssen (die Kosten für den Tausch liegen sehr viel niedriger als die der Neuinstallation). Je nachdem, von welchen Werten man ausgeht, kann die Amortisationszeit bei 10 Jahren liegen oder bei „nie“, da die errechnete Amortisationszeit die erwartbare Lebensdauer der Wärmepumpe übersteigt. Eine Studie der RWTH Aachen kommt zum Ergebnis, dass sich eine Wärmepumpe nach 10 bis 16 Jahren gegenüber einer Gasheizung finanziell lohnt. Mit Photovoltaikanlage liegt die Amortisationszeit laut der Studie bei 11 bis 14 Jahren. Aktuelle Förderprogramme reduzieren außerdem die Investitionskosten erheblich – und damit auch die Wirtschaftlichkeitsrechnung.
Zur Verdeutlichung: Ohne Förderung würde sich eine Wärmepumpe – ohne Photovoltaik-Anlage – bei einer Gesamtinvestition von 30.000 Euro und einer angenommenen durchschnittlichen jährlichen Ersparnis von 1.500 Euro an Energiekosten erst nach 20 Jahren rechnen (vorausgesetzt, dass keine Reparaturen oder kostenpflichtige Serviceleistungen notwendig sind). Bei einer Förderung von „nur“ der Hälfe der Investitionskosten hätte der Eigentümer seine Investition in 10 Jahren wieder reingeholt, also lange bevor die Wärmepumpe erneuert werden muss. Seit 1. Juli 2024 wird auch der Tausch alter Wärmepumpen (Mindestalter von 15 Jahren) mit einem Zuschuss von 5.000 Euro gefördert.
Verbrauchskosten minimieren mit Photovoltaik-Anlage
Damit die erwartete Einsparung an Energiekosten auch Realität wird, gibt es mehrere Punkte zu beachteten.
Ausnahmslos alle Experten empfehlen, das elektrisch betriebene Heizsystem mit einer Photovoltaikanlage, einem Stromspeicher und einem intelligenten Lastmanagement (Stichwort Smart Home) zu kombinieren, um einen möglichst hohen Anteil des Stromverbrauchs der Wärmepumpe mit dem PV-Strom vom Dach zu decken. Mit dem Stromspeicher lässt sich tagsüber produzierte PV-Energie auch in der Nacht für die Wärmepumpe einsetzen. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern macht die Bewohner auch weitgehend unabhängig von den Entwicklungen der Strom-, Öl- und Gaspreise.
Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto niedriger der Stromverbrauch: Doppelkonzessionär Martin Menhart rat dazu, die Temperatur in der Nacht nicht oder nur unwesentlich zu senken, sondern sie „durchlaufen“ zu lassen. Drehen die Bewohner die Wärmepumpe runter, weil in der Nacht niedrigere Raumtemperaturen ausreichen, sinkt zwar der nächtliche Verbrauch. Doch das Wiederaufheizen benötigt in der Regel mehr Energie als wenn die Wärmepumpe bei niedriger Vorlauftemperatur gleichmäßig durchläuft, so Menhart.
In drei Schritten zur eigenen Wärmepumpe
Doppelkonzessionär Martin Menhart hat vor dem SmartGyver-Mikro Auskunft über den konkreten Ablauf aus der Praxis gegeben – von der Interessensbekundung durch den potenziellen Käufer bis hin zur Inbetriebnahme der Wärmepumpe.
Schritt 1: Analyse vor Ort
Wenn der potenzielle Käufer Kontakt aufnimmt und ernsthaftes Interesse besteht, wird direkt ein Vor-Ort-Termin vereinbart. Dort prüft Menhart alle relevanten Faktoren, etwa die Beschaffenheit der aktuellen Heizanlage, die zu beheizende Wohn- bzw. Nutzfläche, der bisherige jährliche Gas- oder Ölverbrauch und die Dämmung des Gebäudes. Fußbodenheizungen sind optimal für das Heizen mit der Wärmepumpe geeignet. Doch laut Menhart können auch gewöhnliche Heizkörper (Radiatoren) in rund 90 von 100 Fällen mit der Wärmepumpe weiterverwendet werden und reichen aus, das Haus mit relativ niedrigen Vorlauftemperaturen zu beheizen. Diese Angabe bezieht sich auf die Kunden von Menhart. Rückschlüsse auf die Gesamtheit aller Wohnhäuser können daraus nicht pauschal gezogen werden.
Schritt 2: Angebot und Förderregistrierung
Auf Basis der erhobenen Daten wird ermittelt, welche maximalen Vorlauftemperaturen und welche Kesselgröße benötigt wird und welche Art und Ausführung der Wärmepumpe am besten geeignet ist. So sind laut dem Experten Kälte-Split-Anlagen nur bei sehr niedrigen Vorlauftemperaturen geeignet, sprich bei Fußbodenheizung und guter Dämmung. In allen anderen Fällen empfiehlt Menhart Monoblock-Wärmepumpen. Generell ist es wichtig, die Vorlauftemperaturen so niedrig wie möglich zu halten. Erstens um den Energieverbrauch und damit die das Optimum an Ersparnis herauszuholen. Zweitens weil zu hohe Vorlauftemperaturen den Kompressor auf Dauer beschädigen können. Drittens da etwa die Bundesförderung „Raus aus Öl und Gas“ nur bis zu einer maximalen Vorlauftemperatur von 55 Grad in Anspruch genommen werden kann. Menharts Interessenten erhalten das konkrete Angebot spätestens eine Woche nach dem Besichtigungstermin. Nimmt der Kunde das Angebot an, veranlasst das Büro von Menhart die Registrierung zur Förderung und bestellt die Wärmepumpe vor.
Schritt 3: Heizungstausch und Inbetriebnahme
Insgesamt dauert der Heizungstausch mit allem drum und dran zweieinhalb bis drei Tage. Zuerst wird die Gas- oder Ölanlage demontiert und fachgerecht entsorgt – hierfür arbeitet Martin Menhart mit Subfirmen zusammen. Anschließend montieren die Installateure das Außengerät und die Verbindungsleitungen und schließen die Montage an das Heizsystem an. Um dem Kunden entgegenzukommen, bleibt der volle Warmwasserspeicher am ersten Tag noch stehen, damit die Bewohner so kurz wie möglich auf warmes Wasser verzichten müssen. Am zweiten Tag wird der Warmwasserspeicher getauscht, denn die alten Wasserspeicher sind laut Menhart nicht für den Betrieb mit der Wärmepumpe geeignet. Dafür benötigt der Wasserspeicher eine größere Heizfläche als bei Standard-Speichern gegeben ist. Am dritten Tag in der Früh wird die Heizung gespült, gereinigt und mit aufbereitetem Wasser gefüllt. Parallel dazu schließt der Elektriker die Anlage an und sie wird direkt in Betrieb genommen. Die Monteure definieren vor Ort die Grundeinstellungen, etwa die Vorlauftemperaturen und die Warmwassertemperatur. In einem eigenen Termin wird der Kunde angeleitet, wie er die Heizung via App steuern und kontrollieren kann. Die reine Lieferzeit der Wärmepumpe beträgt zum Zeitpunkt des Interviews etwa vier bis acht Wochen.
Fazit der Redaktion
Die Wärmepumpe kommt für viele Gebäude als umweltfreundliche Alternative zu Öl und Gas infrage. Sie hat das Potenzial, die Verbrauchskosten fürs Heizen deutlich zu senken. Wichtig ist dabei, dass die baulichen Grundvoraussetzungen gegeben sind. Je nach Wärmepumpenart fällt mehr oder weniger bürokratischer Aufwand an. Das Vorurteil, dass Wärmepumpen nur für den Neubau taugen, ist durch die Praxis längst widerlegt. Bei extrem schlecht gedämmten Häusern und/oder wenn bislang weder eine Fußbodenheizung noch Radiatoren vorhanden sind, empfiehlt es sich, andere Alternativen in Betracht zu ziehen. Die größten Nachteile sind die hohen Investitionskosten und die voraussichtliche Notwendigkeit, die Wärmepumpe nach 15 bis 20 Jahren zu tauschen. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass sich die Investition unterm Strich „rechnet“, sollte sich auf jeden Fall fachkundig beraten lassen, sich – sofern nicht ohnehin schon vorhanden – zusätzlich eine Photovoltaik-Anlage anschaffen und nach Möglichkeit Fördergelder in Anspruch nehmen. In manchen Fällen ist es sinnvoll, die Wärmepumpe mit anderen Heizungsarten wie etwa Infrarotheizungen zu kombinieren. Ob die Wärmepumpe allgemein die beste Heizalternative zu Öl und Gas ist, darüber gibt es auch in der Fachwelt unterschiedliche Ansichten. Wie geeignet die Wärmepumpe für den einzelnen Hauseigentümer ist, kann nur durch fachkundige Analyse und Beratung beurteilt werden.
Gesellschaftlich betrachtet tragen Wärmepumpen nicht nur dazu bei, die Emissionen massiv zu reduzieren und die Umwelt zu schonen, sondern machen Österreich auch unabhängiger von Putin und arabischen Ölscheichs. Das bringt auch Vorteile mit sich, die nichts mit dem Klimaschutz zu tun haben: Das Geld, das Österreich jedes Jahr verschiedenen Diktaturen in den Rachen wirft, könnte stattdessen in Österreich sinnvoll investiert werden und dauerhaften Nutzen sowohl für die heimische Wirtschaft als auch für die in Österreich lebenden Menschen bringen.
Vorteile
- dauerhaft niedrige Verbrauchskosten aufgrund hoher Energieeffizienz
- nutzt die Umgebungswärme aus Luft, Grundwasser oder Erde
- vorhandene Infrastruktur kann weiterverwendet werden, z. B. Fußbodenheizung, Radiatoren
- kann auch für Warmwasseraufbereitung und im Sommer zum Kühlen verwendet werden
- mit PV-Anlage und Speicher kann selbst produzierter Strom zum Heizen genutzt werden
Nachteile
- hohe Investitionskosten (aber Förderungen möglich)
- muss i.d.R. nach 15 bis 20 Jahren nachgerüstet werden
- Mindestlaufzeit: für kurzzeitiges Ein- und Ausschalten nicht geeignet