Welchen Nutzen hat der Beitritt zu einer Energiegemeinschaft für jeden Einzelnen? Wie funktioniert eine EGG? Was bringt eine EEG? SmartGyver ging den Fragen auf den Grund und zeigt an Hand eines Beispiels auf, welchen Stellenwert Energiegemeinschaften mittlerweile haben.
Die wachsende Bedeutung erneuerbarer Energien und die Ankündigung von steigenden Strompreisen in den nächsten Monaten führen dazu, dass immer mehr Menschen nach alternativen Lösungen für die Energieversorgung suchen. Energiegemeinschaften gelten dabei als vielversprechender Ansatz. Sie bieten eine Möglichkeit, lokal erzeugte Energie effizienter zu nutzen und gleichzeitig die Kosten für alle Beteiligten zu senken.
Was ist eine Energiegemeinschaft?
Energiegemeinschaften – kurz EEG (Erneuerbare Energie Gemeinschaft) – sind Zusammenschlüsse von Haushalten, Unternehmen oder Gemeinden, die gemeinsam erneuerbare Energie erzeugen, nutzen und verwalten. Das Modell basiert auf dem Prinzip des Teilens: Überschüssiger Strom, zumeist aus Photovoltaik-, manchmal auch aus Windkraftanlagen, im Optimalfall aus beiden Energiequellen, wird innerhalb der Gemeinschaft weitergegeben, statt ins allgemeine Stromnetz eingespeist zu werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Neben niedrigeren Stromkosten werden die Beteiligten unabhängiger und leisten gleichzeitig einen Beitrag zur Energiewende, weil die Stromnetze dadurch geringer belastet werden. SmartGyver hat über die verschiedenen Formen von Energiegemeinschaften bereits berichtet: Hier ist der Link dazu.
Dass hier nun auch die Energieversorger einen Beitrag leisten, macht Schule: Ein Beispiel für die wachsende Popularität dieses Modells ist die Plattform E.GON, eine hundertprozentige Tochter der EVN. Ursprünglich als Abrechnungsprogramm für die Energie Zukunft Niederösterreich (EZN) entwickelt, hat sich das Unternehmen mittlerweile zu einem relevanten Anbieter für Energiegemeinschaften in Österreich entwickelt. Bereits über 10.000 Zählpunkte tauschen aktiv Strom über die Plattform des Unternehmens, und mehr als 20.000 Nutzerinnen und Nutzer im In- und Ausland sind inzwischen Teil der innovativen Energie-Sharing-Plattform.
Neue Technologien als Schlüssel zur Umsetzung
Damit Energiegemeinschaften effizient arbeiten können, ist eine gut funktionierende technische Infrastruktur notwendig. Als zentralen Baustein bezeichnet die E.GON den sogenannten „Smongle“, einen Plug-and-Play-Smart-Meter-Adapter, der sich problemlos in bestehende Smart-Meter-Systeme integrieren lässt. In einem Feldversuch in der Gemeinde St. Margarethen an der Sierning wird der Adapter derzeit getestet, um den dezentralen Energieverbrauch weiter zu optimieren. Die Technologie soll eine einfache Handhabung und mehr Transparenz ermöglichen, sodass auch technisch weniger versierte Nutzer von Energiegemeinschaften profitieren können.
Energiegemeinschaft gründen – die Herausforderungen und Potenziale
Obwohl Energiegemeinschaften viele Vorteile bieten, ist ihre Gründung und Umsetzung nicht ohne Hürden. Fragen zur rechtlichen und organisatorischen Struktur und zur Abrechnung müssen sorgfältig geklärt werden. Zudem ist die Akzeptanz der Bevölkerung ein entscheidender Faktor. Laut aktuellen Studien wird die lokale Nutzung erneuerbarer Energien von vielen begrüßt, aber es bestehen auch Vorbehalte in Teilen der Bevölkerung, insbesondere wenn technische Umstellungen notwendig sind. Einfacher als eine Energiegemeinschaft mit Nachbarn zu gründen, ist einer bereits existierenden beizutreten. Die Website www.energiegemeinschaften.gv.at bietet dafür einen optimalen Überblick, über Energiegemeinschaften in ganz Österreich, denen man ohne großen Aufwand beitreten kann – vorausgesetzt sie befinden sich in der Umgebung des Interessenten.
Die Vorteile von Energiegemeinschaften sprechen ein klares Bild
Die beiden E.GON-Geschäftsführer Roland Matous und Andreas Rautner fassen in ihren Statements zusammen, welche Entwicklung Energiegemeinschaften nehmen und warum es Sinn macht, einer solchen beizutreten. Matous sieht die Herausforderungen als Chance: „Der bereits erreichte Meilenstein zeigt uns eindrucksvoll, wie stark das Interesse an Energiegemeinschaften wächst. Monat für Monat verzeichnen wir immer mehr Anmeldungen – ein klarer Beweis, dass gemeinschaftliche, erneuerbare Energie die Zukunft ist.“ Rautner wiederum betont in seinen Aussagen die finanziellen, die ökologischen Vorteile sowie die soziale Komponente: „Energiegemeinschaften bieten eine nachhaltige Möglichkeit, lokal erzeugte, erneuerbare Energie gemeinschaftlich zu nutzen. Sie ermöglichen es, Energie zu teilen, Kosten zu senken und CO₂-Emissionen zu reduzieren“, bringt er es auf den Punkt.
Energiegemeinschaften – ein Modell mit Zukunft?
Die zunehmende Verbreitung von Energiegemeinschaften zeigt, dass viele Menschen nach Wegen suchen, ihre Energieversorgung nachhaltiger und unabhängiger zu gestalten. Das Modell bietet klare Vorteile: Es spart Kosten, schützt die Umwelt und stärkt den Zusammenhalt in lokalen Gemeinschaften. Technologische Innovationen wie der Smongle tragen dazu bei, die Umsetzung zu erleichtern und die Effizienz weiter zu steigern.
Rund 1.800 Energiegemeinschaften in ganz Österreich (Quelle Klima- und Energiefonds vom 8.10.2024) deuten darauf hin, dass sich Energiegemeinschaften zu einer tragfähigen Ergänzung zur zentralen Energieversorgung entwickeln. Sie schaffen aus der Sicht vieler Experten eine Perspektive für eine Energiezukunft, die nicht nur nachhaltig, sondern auch sozial gerechter gestaltet ist.
Der Erfolg hängt jedoch maßgeblich davon ab, wie gut es gelingt, die breite Bevölkerung für das Konzept zu begeistern und die technischen sowie rechtlichen Grundlagen weiterzuentwickeln. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Energiegemeinschaften tatsächlich ein Modell für die Zukunft sind – die ersten Schritte sind jedenfalls vielversprechend.