Um unseren Handwerker-Nachwuchs muss uns nicht bange sein

Handwerk
Elena Mathis (Hotel-Rezeption, Gams zu zweit Bezau) aus Vorarlberg errang in ihrer Disziplin die Goldmedaille. Foto: ©SkillsAustria
Der Inhalt im Überblick:
  • Österreichs Nachwuchs glänzte bei der Berufs-EM mit vielen Medaillen.


  • Junge Fachkräfte zeigten Können, Präzision und Leidenschaft im Wettbewerb.


  • Auch Frauen setzten starke Zeichen in technischen Handwerksberufen.


  • Diese Talente sichern Qualität und Fortschritt für Österreichs Zukunft.


Während viele den Fachkräftemangel beklagen, beweist der heimische Nachwuchs bei der Berufs-EM in Dänemark eindrucksvoll das Gegenteil: Österreichs junge Handwerkerinnen und Handwerker holten eine Medaille nach der anderen. Gold, Silber, Bronze – und ganz viel Begeisterung. SmartGyver zieht den Helm vor diesen Talenten, die nicht nur heute glänzen, sondern auch morgen die Energiewende mittragen werden.

 

Die gelernte Österreicherin und der gelernte Österreicher jammern gerne – das ist bekannt. Und manchmal – seien wir ehrlich – auch zu Recht. Der Fachkräftemangel im Handwerk? Fakt. Die Herausforderungen durch die demografische Entwicklung? Fakt. Die technologischen Innovationen, die sich schneller drehen als ein Akkuschrauber auf Turbo? Ebenfalls Fakt. Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille – und die glänzt ganz besonders. Denn was das Team Austria bei der EuroSkills 2025 im dänischen Herning geleistet hat, ist ein Aufputschmittel für den gesamten Berufsstand. Kein billiges Schönreden, sondern echtes Können. Kein Marketing-Blabla, sondern Millimeterarbeit auf höchstem Niveau. Diese jungen Menschen zeigen, dass Ausbildung in Österreich kein Auslaufmodell ist – sondern ein europäischer Maßstab.

 

Sie arbeiteten mit höchster Präzision und unglaublicher Konzentration – und das nicht in einem stillen Kämmerlein, sondern unter Wettkampfbedingungen, in einer Halle voller Zuschauer, Juroren und Mitbewerber. Es war ein beeindruckender Beweis dafür, wie viel Leidenschaft und Ernsthaftigkeit im österreichischen Nachwuchs steckt. Wer dabei war, spürte es: Hier wird nicht nur gearbeitet – hier wird für eine Zukunft gebaut, in der Qualität, Fachwissen und menschliches Miteinander zählen.

 

Jonas Danninger – Gold mit Familienpower und Präzision

 

Eiskalt zur Goldmedaille: Jonas Danninger (Kälte- und Klimatechnik, Hauser Kältetechnik Linz) aus OÖ, zeigt, wie cool Handwerk sein kann. Foto: ©SkillsAustria

Einer, der mit beeindruckender Ruhe und technischer Präzision durch die heiße Phase ging, war Jonas Danninger. In der Kälte- und Klimatechnik holte er Gold – begleitet von einer Familiengeschichte, die fast schon Legende ist. Mit einem Bruder, der bereits Europameister war, und einem Vater, der als Fachmann seinesgleichen sucht, war der Grundstein gelegt. Doch Jonas zeigte, dass Talent alleine nicht reicht. Es braucht auch Nerven wie Drahtseile, Fingerspitzengefühl – und den Willen, bis zur letzten Schraube alles zu geben. „Dass es Gold wird – das war nicht vorauszusehen. Das ist einfach gestört!“, sagte er nach dem Sieg, noch immer sprachlos vor Freude.

 

Leonie Tieber – Die erste Frau mit Kfz-Gold

 

Schraubt an der Zukunft: Leonie Tieber (Kfz-Technik, Gold, ÖAMTC Steiermark) aus der Steiermark ist die erste Frau Österreichs mit EM-Gold in der Kfz-Technik. Foto: ©SkillsAustria

So wie bei Leonie Tieber, deren Goldmedaille in der Kfz-Technik nicht nur eine persönliche Sensation war, sondern ein gesellschaftliches Signal. Als erste Frau Österreichs mit EM-Gold in dieser Disziplin schrieb sie Geschichte. Doch Leonie wollte kein Symbol sein – sie wollte einfach nur zeigen, was möglich ist, wenn man an sich glaubt. Mit Öl an den Händen – sinnbildlich gesprochen für echte Praxisnähe – und einem Strahlen im Gesicht legte sie den Grundstein für eine neue Generation von Technikerinnen, die wissen: Hier ist Platz für euch. „Ganz ehrlich: Ich habe es noch nicht realisiert. Dass es am Ende Gold geworden ist, kam völlig überraschend“, so ihre Worte, die zeigen, wie unerwartet groß dieser Moment selbst für sie war.

 

Sara Sinhuber – Fliesen, Stolz und Frauenpower

 

Schicht für Schicht zum Erfolg: Sara Sinhuber (Fliesenlegerin, Fliesen & Öfen Reiter Gföhl) aus NÖ holt Gold im Fliesenlegen – und räumt mit alten Rollenbildern auf. Foto: ©SkillsAustria

Von der Motorhaube zur Badezimmerfliese ist es ein weiter Weg – und doch passt beides ins Bild dieses großartigen Auftritts. Sara Sinhuber zeigte im Fliesenlegen, dass Präzision kein Vorrecht der Männer ist. Ihr Auftritt war ein Tanz aus Konzentration, Tempo und Technik. Als ihr Name bei der Siegerehrung fiel, bebte der Boden – vor Freude, vor Stolz, vor Kraft. Eine Frau mit einer klaren Botschaft: Unterschätzt uns nicht. Wir sind gekommen, um zu bleiben. Und das mit voller Leidenschaft, wie sie selbst sagt: „Für mich ist dieser Titel einfach unvorstellbar, unglaublich, Wahnsinn!“

 

Johannes Gstrein – Gold aus Tirol, ganz leise

 

„Sanitär trifft Souveränität“ – Johannes Gstrein (Sanitär- und Heizungstechnik, Grutsch Technik Arzl im Pitztal) aus Tirol holte Gold in der Heizungstechnik und bewies dabei: Auch in der Haustechnik zählen Präzision und Nervenstärke.
Foto: ©SkillsAustria

Währenddessen sorgte in der Sanitär- und Heizungstechnik ein Tiroler für goldene Momente. Johannes Gstrein, bescheiden und zurückhaltend, war sich seiner Sache nicht sicher. Umso größer das Staunen, als sein Name am Podium genannt wurde. Hinter seinem Erfolg steckt nicht nur Fachwissen, sondern auch die Gabe, selbst im Stress die Übersicht zu bewahren – ein Talent, das in Badezimmern ebenso gefragt ist wie in der Projektplanung. „Die letzten Sekunden vor der Entscheidung waren ein unbeschreibliches Gefühl – ich war extrem nervös, konnte kaum stillsitzen“, gab er zu. Und dann: Gold. Einfach so. Einfach verdient.

 

Lukas² – Beton verbindet

 

„Zwei wie Beton und Stahl“ – Lukas Miedler (Betonbau, Habau Horn) aus NÖ und Lukas Ritzberger (Betonbau, Habau Perg) aus OÖ holten gemeinsam Gold im Betonbau. Ihre Botschaft: Zusammenarbeit macht sogar Zement beweglich. Foto: ©SkillsAustria

Und dann war da noch das Duo Lukas Miedler und Lukas Ritzberger. Zwei junge Männer, vereint durch Beton und Ehrgeiz. Im Betonbau schafften sie es, das scheinbar Unbewegliche in Bewegung zu versetzen. Ihre Zusammenarbeit war wie ein gut geölter Baukran: kraftvoll, präzise, eingespielt. Die Goldmedaille war für sie weniger eine Trophäe als eine Bestätigung: Teamwork ist mehr als nur ein Schlagwort. „Europameister im Betonbau – das klingt richtig gut“, sagten sie lachend. „Im Moment sind es pure Emotionen, wir können es noch gar nicht richtig fassen.“

 

Martin Riegler – Mit Spannung zu Silber

 

In der Anlagenelektrik bewies Martin Riegler, dass Silber glänzen kann wie Gold. Er hielt durch, als andere zweifelten – selbst, als der dritte Wettkampftag ihm alles abverlangte. Seine Leistung war kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis von Disziplin und einem unbändigen Willen, die eigene Grenze immer weiter zu verschieben. „Mein Puls war unglaublich hoch – 110, obwohl ich nur dagesessen bin“, erinnert sich Martin. Und dann fiel plötzlich sein Name. Der Rest war Gänsehaut.

 

Katharina Höller – Bronze mit Farbgefühl

 

„Farben, Feingefühl und Frauenpower“ – Katharina Höller (Malerei, Peinthor Friedberg) aus der Steiermark malte sich mit Bronze nicht nur ein neues Karriereziel aus, sondern auch ein Lächeln ins Gesicht. Foto: ©SkillsAustria

Katharina Höller wiederum setzte im Malerhandwerk ein farbenfrohes Statement. Bronze war für sie nicht nur eine Medaille, sondern ein Meilenstein. Die Nervosität wich einem Lächeln, das mehr sagte als tausend Worte: Ich habe es geschafft. Ihr Erfolg war kein Einzelfall – er war Teil eines größeren Ganzen. „Die letzten Minuten vor der Bühne waren schrecklich, ich war unglaublich nervös. Und als dann mein Name aufgerufen wurde, konnte ich es kaum glauben“, sagte sie später. Und ja – Tränen inklusive.

Daniel Schinagl – Bronze unter Funkenflug

 

Denn auch Daniel Schinagl, der im Schweißen Bronze holte, zeigte, dass Perfektion dort entsteht, wo Funken fliegen und Geduld gefragt ist. Drei intensive Tage, ein kleines Down – aber auch ein großes Comeback. „Der Moment, als mein Name aufgerufen wurde, war ein echter Gänsehaut-Moment. Ich war sprachlos, das kann man gar nicht beschreiben“, so Daniel.

 

Markus Manser – Bodenständig erfolgreich

 

Ein ähnlicher Funke sprang über bei Markus Manser, der im Bodenlegen Bronze erkämpfte. Mit jeder verlegten Diele formte er nicht nur Räume, sondern auch sein eigenes berufliches Fundament. Und während er in der Küche seinen Ehrenplatz für die Medaille plant, denkt er vielleicht schon an den nächsten Boden, den er ebnet – für sich selbst und für kommende Generationen. „Ich war brutal nervös und einfach nur überrascht, als es dann tatsächlich geklappt hat“, so sein ehrlicher Rückblick auf den Moment, der alles veränderte.

 

Tarik Begeta & Stefan Tomp – Bronze mit Bandbreite

 

Abschließend setzte das Wiener IT-Duo Tarik Begeta und Stefan Tomp ein digitales Ausrufezeichen. Trotz technischer Turbulenzen hielten sie ihre Systeme stabil – und sich selbst im Rennen. Bronze in der Netzwerktechnik: ein Beweis dafür, dass Teamwork, Strategie und ein Hauch Gelassenheit selbst durch die komplexesten Protokolle führen. „Wir konnten es nicht glauben, es war nur noch Schreien, Umarmen, pure Freude“, erzählten die beiden. Ihre Medaille glänzt – und das völlig zurecht.

 

Ein Magazin mit Fokus – und viel Respekt

 

An dieser Stelle sei gesagt: Uns ist bewusst, dass noch viele weitere großartige Teilnehmer:innen von Team Austria in Herning Medaillen errungen haben. Wenn wir sie in diesem Bericht nicht alle namentlich erwähnt haben, dann nicht aus Nachlässigkeit – sondern weil wir bei SmartGyver einen ganz spezifischen Fokus setzen: auf alles, was mit Energie, Wärme, Mobilität, Gebäude und Technologie zu tun hat. Genau in diesen Disziplinen bewegen wir uns redaktionell – und genau hier fühlen wir uns zu Hause. Aber eines ist klar: Unsere Anerkennung und unser Applaus gelten ausnahmslos allen Medaillengewinner:innen! Ihr seid das Rückgrat einer ganzen Generation an Zukunftsgestaltern. Danke dafür.

 

Was das für Konsument:innen bedeutet

 

Die österreichischen Medaillengewinner: Miriam Haider, Theresa Fink, Elena Mathis, Sara Sinhuber, Jonas Danninger, Leonie Tieber, Stefan Tomp, Tarik Begeta, Johannes Gstrein, Daniel Schinagl, Markus Manser, Martin Riegler, Lukas Miedler und Lukas Ritzberger. Foto: ©SkillsAustria

Für Konsumentinnen und Konsumenten sind diese Erfolge mehr als eine schöne Geschichte – sie sind ein Qualitätsversprechen. Wer in Zukunft auf der Suche nach einer Photovoltaikanlage, einer Wärmepumpe, einer modernen Klimaanlage, einem Gebäudenetzwerk, einer Elektroladestation oder einem Smart-Home-System ist, kann sich sicher sein: In Österreich gibt es junge Fachkräfte, die ihr Handwerk verstehen. Und mehr noch: die Lust darauf haben, sich stetig weiterzubilden und neue Technologien zu meistern.

 

Also: Wenn der Installateur der Zukunft vorfährt, könnte er oder sie eine EM-Medaille im Werkzeugkoffer haben – oder zumindest dieselbe Leidenschaft wie jene, die in Herning auf dem Podium standen.

Technik ist (auch) Frauensache!

Junge Frauen wie Leonie Tieber, Sara Sinhuber und Katharina Höller beweisen, dass handwerkliches Können und technisches Know-how keine Geschlechtergrenzen kennen. Mädchen, traut euch ran an Schraubenzieher, Steuerleitungen und Schweißgerät – es lohnt sich!