06:30 Uhr, es ist stockdunkel. Der Wecker klingelt, die Wohnung ist kalt, der Kaffee hilft nur ein bisschen. Vielen geht im Winter früher die Energie aus – Stimmung und Schlafrhythmus stolpern mit. Genau hier setzt Lichttherapie an: künstliches „Tageslicht“ zur richtigen Zeit, damit die innere Uhr wieder Takt findet. Was taugt das, für wen, und welche Lösungen gibt es für zuhause?
Warum Licht so viel ausmacht
Unser Körper stellt sich über Licht auf „Tag“ oder „Nacht“ ein. Fehlt morgens Helligkeit, bleibt der Antrieb oft unten. Lichttherapie simuliert Tageslicht und kann saisonale Verstimmungen (Winterblues/SAD – saisonal abhängige Depression) lindern – als Baustein neben Bewegung, Tageslichtspaziergang und ggf. Gesprächen oder Medikamenten. Offizielle Gesundheitsseiten führen Lichttherapie als Option; sie ersetzt aber keine ärztliche Diagnose.
Drei Wege zur Lichttherapie

Regelmäßig und richtig angewendet kann die Tageslichtlampe die Serotonin-Aktivität ankurbeln, den Tagesantrieb verbessern und dem Winterblues vorbeugen. (Bild erstellt mit OpenAI)
Tageslichtlampen („Lichtdusche“) – der Klassiker
Wenn helles Licht über die Netzhaut auf die innere Uhr trifft, dämpft der Körper die Ausschüttung von Melatonin (Schlafhormon) und fördert Serotonin – das hebt Antrieb und Stimmung. In der dunklen Jahreszeit fehlt vielen genau dieser morgendliche Lichtimpuls: Der Tag-Nacht-Takt gerät ins Trudeln, Müdigkeit und „Winterblues“ nehmen zu. Tageslichtlampen setzen hier an und liefern – zeitlich dosiert – ein künstliches „Tageslicht“-Signal.
Was macht eine Tageslichtlampe aus?
Diese Geräte erzeugen sehr helles, kühles Weißlicht, oft mit 5.000–7.000 Kelvin. Manche Modelle werben mit „Vollspektrum“ (breites sichtbares Farbspektrum) – entscheidend für die Wirkung ist aber vor allem die Beleuchtungsstärke am Sitzabstand. Seriöse Lampen filtern UV heraus: gut für die Augen, aber kein Vitamin-D-Ersatz.
So wenden Sie die Lampe an
- Timing: Ideal früh am Morgen, innerhalb der ersten Stunde nach dem Aufstehen.
- Dauer & Abstand: Bei 10.000 Lux reichen meist ca. 30 Minuten; geringere Luxwerte → längere Zeit. Halten Sie den empfohlenen Abstand (oft 30–70 cm) ein.
- Blickführung: Augen geöffnet, aber nicht hineinstarren. Immer mal wieder dem Licht zuwenden.
- Regelmäßigkeit: Mehrere Tage am Stück nutzen – viele spüren den Effekt nach 1–2 Wochen.
- Alltagstauglich: Während der „Lichtdusche“ können Sie lesen, frühstücken oder am Schreibtisch arbeiten. Platzieren Sie die Lampe z. B. im Homeoffice, Wohn- oder Badbereich so, dass das Licht seitlich ins Gesicht fällt.
Worauf beim Kauf achten
- Lux am empfohlenen Abstand (nicht nur „maximal“)
- UV-Filter, flimmerarmes Licht, CE-Kennzeichnung
- Ausreichende Leuchtfläche für einen angenehmen Blickwinkel
- Einfache Bedienung (Timer/Memory sind praktisch)
Regelmäßig und richtig angewendet kann die Tageslichtlampe die Serotonin-Aktivität ankurbeln, den Tagesantrieb verbessern und dem Winterblues vorbeugen – sicher, unkompliziert und gut in die Morgenroutine integrierbar.
Aufwachleuchten („Dawn-Simulation“) – sanft in den Tag
Ein Lichtwecker imitiert den Sonnenaufgang. Sie stellen die Weckzeit ein, danach steigert das Gerät im Minutentakt die Helligkeit – oft verändert sich auch die Lichtfarbe von warm-rötlich zu hellweiß. Durch die geschlossenen Lider fällt Licht auf die Netzhaut; der Körper bekommt den Impuls, vom Nacht- in den Tagesmodus zu wechseln. Vereinfacht gesagt: Die innere Uhr rückt Richtung „Tag“, was das Aufwachen natürlicher und ruhiger macht.

Aufwachleuchten erleichtern das morgendliche Aufstehen und stabilisieren Routinen. (Bild erstellt mit OpenAI)
Warum wirkt das oft angenehmer als schrille Pieptöne? Der plötzliche Lärm reißt uns häufig aus einer Tiefschlafphase. Das kann die Balance der Botenstoffe durcheinanderbringen, die Müdigkeit bleibt – man fühlt sich „gerädert“. Die stufenweise Helligkeit vermeidet diesen Schreckmoment und führt behutsam in den Wachzustand.
Praktisch: Die Lichtintensität lässt sich bei den meisten Modellen individuell regeln, die Geräte gibt es in unterschiedlichen Designs. Für den Effekt gilt als gute Faustregel: nicht weiter als ca. 70 cm vom Kopfkissen entfernt platzieren (Anleitung des Herstellers beachten).
Übrigens können viele Wecker auch „Sonnenuntergang“: Das Licht dimmt langsam herunter und wird wärmer. Das signalisiert dem Körper Abend – ideal, um zur Ruhe zu kommen und sanft einzuschlafen.
Hinweis: Aufwachleuchten erleichtern das morgendliche Aufstehen und stabilisieren Routinen. Bei ausgeprägtem Wintertief ersetzen sie jedoch keine klassische 10.000-Lux-Lichttherapie, können diese aber sinnvoll ergänzen.
Lichtbrillen (Wearables) – Therapie zum Mitnehmen
Lichtbrillen sind Brillengestelle mit integrierter Lichtquelle. Das Licht trifft indirekt – meist von oben – auf die Augen und imitiert morgendliches Tageslicht. So bekommt die innere Uhr ein klares „Tag“-Signal: Melatonin wird gedämpft, Aktivität steigt, die Stimmung stabilisiert sich. Das Sichtfeld bleibt frei; viele Modelle lassen sich über einer Korrekturbrille tragen.
Wofür eignet sich das?
Für Menschen, die morgens wenig Zeit haben oder mobil bleiben wollen:
- Winterblues/Morgenmüdigkeit: morgens anwenden, um wacher in den Tag zu starten
- Jetlag/Schichtarbeit: gezielt zu den empfohlenen Zeiten nutzen, um den Rhythmus zu verschieben
- Schlafphasen-Störungen:
- – Verzögerte Schlafphase (abends nicht müde, morgens nicht wach): morgens helles Licht
- – Vorverlegte Schlafphase (sehr früh müde, sehr früh wach): am frühen Abend Licht, um die Schlafzeit nach hinten zu schieben
So nutzt man Lichtbrillen richtig
- Dauer: typischerweise 20–30 Minuten pro Sitzung (Herstellerangaben beachten)
- Timing: ideal innerhalb der ersten Stunde nach dem Aufstehen; bei gezielter Phasenverschiebung nach Plan
- Helligkeit: mit niedriger Stufe starten, gut verträgliche Intensität wählen
- Alltagstauglich: Hände frei – Frühstücken, Mails checken oder Hausarbeiten sind parallel möglich
Sicherheit, Grenzen, gesunder Menschenverstand

Sicherheit geht vor: Bei Augenerkrankungen oder psychischen Leiden vor der Lichttherapie ärztlichen Rat einholen. (Bild: www.pixabay.com)
Lichttherapie gilt als gut verträglich. Möglich sind anfangs Kopfdruck, Unruhe oder Augenreizungen – dann kürzer, weiter weg, früher am Morgen. Wichtig: Bei Augenerkrankungen (z. B. Netzhautproblemen, schwerem Grauen Star) oder bei bipolarer Störung vorab ärztlich abklären; in Einzelfällen kann Licht Stimmungsschwankungen triggern.
Wichtig zu wissen: Lichttherapie-Lampen für Stimmung enthalten üblicherweise kein wirksames UV-Licht und sind kein Vitamin-D-Ersatz. Wer einen Mangel vermutet, klärt das mit der Ärztin/dem Arzt und nutzt ggf. Ernährung bzw. Präparate.
Checkliste vor dem Kauf
- 10.000 Lux bei realistischem Abstand (z. B. 30–50 cm); sonst entsprechend längere Sitzungen einplanen
- UV-arm/-frei, flimmerarm, CE-Kennzeichen
- Leuchtfläche ausreichend groß (angenehmer Blickwinkel am Schreibtisch)
- Einfache Bedienung, Timer hilfreich
- Rückgaberecht nutzen: zwei Wochen testen, Stimmung/Schlaf dokumentieren
Wo bekomme ich das?
Im österreichischen Elektro- und Apotheken-Fachhandel sowie bei EU-Online-Händlern mit AT-Versand sind alle drei Lösungstypen verbreitet verfügbar. Achten Sie auf EU-Konformität und klare Angaben zu Lux & Sitzabstand; Liefer- und Rücktrittsrecht innerhalb der EU erleichtern den risikolosen Test. (Tipp: Produktseite genau lesen, insbesondere Lux am Abstand und UV-Hinweise.)
So passt’s in Ihren Alltag – ohne viel Umkrempeln
- Morgenroutine: Lampe auf Schreibtisch oder Küchentisch, 20–30 Minuten während Zeitung/Frühstück/Termine checken
- Aufstehen erleichtern: Aufwachlicht 30 Minuten vor Weckzeit starten
- Unterwegs: Wearable an grauen Tagen beim Kaffee to go – besonders nach Zeitverschiebung
Erwartungen richtig setzen
Lichttherapie ist kein Wundermittel, aber ein praktischer Hebel für mehr Tagesantrieb und stabilere Stimmung im Winter. Starten Sie sanft, bleiben Sie 2–3 Wochen dran und halten Sie kurz fest, wie Sie sich fühlen und schlafen. Wer deutlich leidet, holt sich zusätzlich medizinische Unterstützung – Lichttherapie lässt sich gut kombinieren.