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Wie laut darf eine Wärmepumpe in Österreich sein? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Jedes Bundesland hat seine eigenen Regeln und auch innerhalb von Gemeinden können unterschiedliche Grenzwerte gelten.
Neben dem Produkt selbst kommt es vor allem auf die Wahl des Aufstellorts an. Wichtige Faktoren sind etwa der Untergrund und der Abstand zur Grundstücksgrenze. Der kostenlose Schallrechner von Wärmepumpe Austria liefert eine erste Orientierung. Fachkundige Beratung ist jedoch unerlässlich.
Wenn die Außenaufstellung einer Luft-Wasser-Wärmepumpe aufgrund der Bestimmungen und örtlichen Begebenheiten nicht praktikabel ist, gibt es verschiedene Alternativen: von Schallschutzhauben über Dachmontage oder Innenaufstellung bis hin zum Ausweichen auf eine Erdwärmepumpe mit Tiefenbohrung. SmartGyver beleuchtet die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Maßnahmen.
Die Wärmepumpe gilt als zukunftsweisende Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen – sparsam, effizient und umweltfreundlich, sagen viele Experten. Doch gerade in dicht bebauten Wohngebieten birgt ihre Installation Herausforderungen: Wie laut darf eine Wärmepumpe überhaupt sein? Welche gesetzlichen Vorgaben müssen beachtet werden, und wie lassen sich Konflikte mit den Nachbarn vermeiden? Dieser Artikel beleuchtet, worauf es bei der Planung und Umsetzung ankommt – und welche Alternativen es gibt, wenn der ideale Aufstellort fehlt.
Der Umstieg von Öl oder Gas auf eine Wärmepumpe spart in einem Einfamilienhaus oft über 1.000 Euro pro Jahr an Energiekosten. Wärmepumpen nutzen die vorhandene Wärme aus Luft, Boden oder Grundwasser und gelten daher als effiziente Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen. Besonders Luft-Wasser-Wärmepumpen, die die Wärme aus der Umgebungsluft gewinnen, sind mit Abstand die beliebteste Wahl. Doch ihre Installation ist nicht immer einfach: Neben den höheren Anschaffungskosten stellt vor allem in dicht bebauten Gebieten die Geräuschentwicklung eine Herausforderung dar. Gesetzliche Regelungen setzen klare Grenzen, um Lärmbelästigungen für Bewohner und Nachbarn zu vermeiden. Wie sich diese Vorgaben umsetzen lassen und welche Lösungen es gibt, zeigt dieser Artikel.
Wie laut ist laut? Wenn die Wärmepumpe den Ton angibt
Es gibt zwei grundlegende Werte, die dabei unterschieden werden müssen: die Schallleistung und den Schalldruck. Die Schallleistung beschreibt den Schall, den die Wärmepumpe direkt am Gerät erzeugt (Emission). Dieser Wert ist unabhängig von Entfernung, Umgebung oder Aufstellort und eignet sich daher besonders, um verschiedene Modelle miteinander zu vergleichen. Der Schalldruck hingegen gibt an, wie laut die Geräusche an einem bestimmten Ort wahrgenommen werden (Immission). Dieser Wert hängt von mehreren Faktoren ab, etwa der Entfernung zur Wärmepumpe, möglichen Hindernissen oder Schallreflexionen.
Das Außengerät einer Luft-Wasser-Wärmepumpe erzeugt im Betrieb typischerweise Geräuschpegel von etwa 40 bis 65 Dezibel (dB(A)) – vergleichbar mit dem Brummen eines Kühlschranks. Die tatsächliche Lautstärke variiert jedoch je nach Hersteller, Modell und technischer Ausstattung, wie der Drehzahlregelung des Kompressors oder der Bauweise des Ventilators. Bereits nach wenigen Metern Abstand nimmt der Schalldruck deutlich ab, wobei die Umgebung – etwa offene Flächen oder reflektierende Wände – dabei eine entscheidende Rolle spielt.
Die Herausforderungen bei der Schallemission lassen sich in drei zentrale Bereiche unterteilen:
- Belastung für Nachbarn
In dicht bebauten Wohngebieten können die Außengeräte von Luft-Wasser-Wärmepumpen schnell zum Streitpunkt werden. Geräusche von Gebläse und Kompressor werden vor allem nachts als störend wahrgenommen, wenn die Umgebung leiser ist. Laut Richard Freimüller, Präsident des Verbands Wärmepumpe Austria, hängt das jedoch nicht immer nur vom Geräusch selbst ab: „Wenn ohnehin schon ein angespanntes Nachbarschaftsverhältnis besteht, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass der Nachbar sich von den Geräuschen der Wärmepumpe belästigt fühlt.“ - Belastung für die Bewohner selbst
Nicht nur Nachbarn, sondern auch die Bewohner des Hauses können durch die Geräuschentwicklung beeinträchtigt werden. Besonders in Räumen, die nah am Außengerät liegen, kann der Schall durch Wände und Fenster dringen und den Wohnkomfort verringern. Offene oder gekippte Fenster verstärken diese Wahrnehmung zusätzlich. Eine sorgfältige Standortwahl ist daher entscheidend, um unerwünschte Lärmbelästigungen im eigenen Zuhause zu vermeiden. - Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte
Was als belastend empfunden wird, ist oft subjektiv. In Österreich gibt es deshalb gesetzliche Vorgaben für die maximal zulässige Lautstärke von Wärmepumpen. Diese Regelungen variieren jedoch von Bundesland zu Bundesland und können sogar innerhalb einer Ortschaft unterschiedlich ausfallen. Zusätzlich beeinflussen lokale Gegebenheiten, wie der Abstand zum Gebäude oder die Nähe zum Nachbargrundstück, den zulässigen Schalldruckpegel. Pauschale Aussagen sind deshalb schwierig und erfordern eine genaue Prüfung vor der Installation.
Nur Schall und Rauch? Was das Gesetz sagt
Sowohl die Schallleistung (Emission am Gerät) als auch der Schalldruck (Immission an der Nachbarschaftsgrenze) spielen eine entscheidende Rolle bei der rechtlichen Bewertung. Während die Schallleistung oft ausschlaggebend dafür ist, ob eine baurechtliche Genehmigung erforderlich wird, entscheidet der Schalldruck am Messpunkt darüber, ob diese Genehmigung auch tatsächlich erteilt wird.
Die Festlegung der Grundstücksgrenze als Messpunkt sieht Richard Freimüller kritisch: „Die Vorstellung, dass sich jemand ständig an der Grundstücksgrenze aufhält und sich dort belästigt fühlt, ist nicht praxisgerecht.“ Gerichtsurteile bestätigen dies zunehmend: Beschwerden über Geräusche, die in Badezimmern oder an Grundstücksgrenzen auftreten, werden oft abgewiesen. Wohn- und Schlafräume als relevanten Maßstab anzulegen sei deutlich sinnvoller, so Freimüller.
Wien macht’s kompliziert, Kärnten zeigt den Schweigefuchs
Die gesetzlichen Regelungen zur maximalen Lautstärke variieren stark zwischen den Bundesländern. Diese Unterschiede sind für Laien oft schwer nachvollziehbar, da sie nicht nur vom Standort, sondern auch von spezifischen Faktoren wie Abständen und Bebauung abhängen. Im Folgenden werden die wichtigsten Regelungen in einigen Bundesländern zusammengefasst:
- Wien: Die ÖNORM S 5021 teilt die Stadt in neun Lärmkategorien ein, von ruhigen Wohngebieten bis zu Industriearealen. In Wohngebieten in Vororten liegt der Beurteilungspegel tagsüber bei 50 dB, nachts bei 40 dB. In städtischen Wohngebieten gelten jeweils 5 dB höhere Werte. Von diesen Werten wird ein pauschaler Abzug von 10 dB vorgenommen, um den Widmungsbasispegel zu berechnen. Weitere Anpassungen berücksichtigen Reflexionen und Lagefaktoren. Eine genaue Prüfung durch einen akustischen Sachverständigen ist hier häufig erforderlich.
- Burgenland: Hier sind die Vorgaben einfacher. Es gibt drei Kategorien: Wohngebiete, gemischte Baugebiete und Dorfgebiete. Die maximal zulässigen Schalldruckpegel sind niedriger als in Wien, und Geräte mit mehr als 35 dB an der Grundstücksgrenze sind bewilligungspflichtig.
- Kärnten: Mit maximal 30 dB an der Grundstücksgrenze sind die Anforderungen besonders streng. In dicht bebauten Gebieten sind oft große Abstände erforderlich – etwa sieben Meter bei einer Schallleistung von 50 dB. Dies macht die Installation in vielen Fällen schwierig bis unmöglich.
- Niederösterreich und Oberösterreich: Hier gibt es keine zentralen Vorgaben. Allerdings greift das Zivilrecht bei Konflikten mit Nachbarn. Daher ist eine vorausschauende Planung umso wichtiger.
Einige Bundesländer bieten hilfreiche Online-Tools: In Salzburg kann beispielsweise eine Grundstücksabfrage durchgeführt werden, um die Eignung für eine Wärmepumpe einzuschätzen. Allerdings variiert auch hierbei die Verfügbarkeit, Übersichtlichkeit und Verständlichkeit solcher Informationen stark von Bundesland zu Bundesland.
Zahlen, Daten, Dezibel: Der Schallrechner hilft
Gibt es einen Wert, an dem sich Interessierte zumindest grob orientieren können? „Mit 35 dB(A) an der Grundstücksgrenze ist man meist auf der sicheren Seite – abgesehen von Kärnten“, erklärt Richard Freimüller. Der kostenlos online verfügbare Schallrechner von Wärmepumpe Austria bietet eine hilfreiche erste Einschätzung, ob eine bestimmte Luft-Wasser-Wärmepumpe die schallbezogenen Vorgaben erfüllt. Um eine Prognose zu erstellen, fragt der Rechner folgende Angaben ab:
- Anbieter und Modell: Die maximale Schallleistung des Geräts wird aus einer Datenbank automatisch angezeigt.
- Immissionsschwellenwert: Dies sind die zulässigen Schalldruckpegel an der Grundstücksgrenze oder am Gebäude, je nach regionalen Vorschriften.
- Art der Aufstellung: Hier wird angegeben, ob das Gerät an einer Wand, in einer Ecke oder freistehend installiert wird.
- Distanz zur Grundstücksgrenze: Der Abstand zwischen Wärmepumpe und Nachbargrundstück in Metern.
- Zusätzliche Anlagen: Angaben zu weiteren Geräten, die möglicherweise zusätzlichen Lärm verursachen.
- Schallschutzmaßnahmen: Informationen über Maßnahmen wie softwaregesteuerte Nachtabsenkungen, Schallschutzhauben oder eine platzierte Aufstellung auf der gebäudeabgewandten Seite.
Auf Grundlage dieser Daten erstellt der Rechner ein Diagramm. Dieses zeigt, ob die Wärmepumpe die Vorgaben voraussichtlich einhält oder welchen Mindestabstand sie zur Grundstücksgrenze einhalten muss. Wärmepumpe Austria weist jedoch darauf hin, dass der Rechner nur eine Orientierung bietet. Für verbindliche Bewertungen, etwa in einem Nachbarschaftsstreit, ist ein individuelles Schallgutachten erforderlich.
Wohin damit? Der optimale Aufstellort
Neben der Schalleistung einer Wärmepumpe spielt der Standort eine entscheidende Rolle, um Lärmbelästigungen zu minimieren. Doch welche Kriterien sollte ein geeigneter Aufstellort erfüllen?
- Schutz sensibler Räume
Nicht nur die Nachbarschaft, auch die Bewohner selbst profitieren von einer sorgfältigen Standortwahl. Um den Wohnkomfort zu sichern, sollten sensible Räume wie Schlafzimmer oder Wohnzimmer möglichst weit vom Außengerät entfernt liegen. Selbst durch geschlossene Fenster können Geräusche wahrnehmbar sein, wenn der Standort ungünstig gewählt wurde. - Orientierung und Umgebung
Die Wärmepumpe sollte auf der gebäudeabgewandten Seite platziert werden, um Schall von Wohnbereichen und Nachbargrundstücken fernzuhalten. Ein freier Aufstellort ohne angrenzende Wände oder Ecken, die Schall reflektieren könnten, ist ideal. Diese Platzierung verhindert, dass Geräusche durch Reflexionen verstärkt werden. - Bodenbeschaffenheit und Fundament
Ein stabiler und vibrationsfreier Untergrund ist essenziell, um Körperschall zu vermeiden. Dieser kann sich über den Boden oder die Gebäudestruktur ausbreiten und als störend empfunden werden. Schalldämpfende Fundamente sind hier eine wirksame Lösung, um Vibrationen zu minimieren und die Lärmentwicklung weiter einzudämmen.
Wärmepumpe aufs Dach – damit der Nachbar nicht raufsteigt
Was tun, wenn kein optimaler Aufstellort gefunden werden kann, etwa in dicht bebauten städtischen Gebieten? Der Einsatz von Schallschutzhauben ist laut Freimüller nur sehr bedingt geeignet: „Sie reduzieren zwar die Schallimmission, jedoch auch die Leistung der Wärmepumpe.“ Eine mögliche Alternative wäre die Montage der Wärmepumpe auf dem Dach. Diese Option schafft größere Abstände zu Nachbargrundstücken und kann Konflikte vermeiden. Allerdings sind dabei sowohl die statischen Anforderungen des Gebäudes als auch mögliche Schallreflexionen von Dachflächen oder angrenzenden Wänden zu berücksichtigen.
Wärmepumpe innen? Nur selten eine praktikable Lösung
Eine Innenaufstellung klingt auf den ersten Blick nach einer idealen Lösung, um Außenlärm zu vermeiden. Doch in der Praxis ist sie nur selten umsetzbar. Einerseits benötigt die Wärmepumpe viel Platz sowie ausreichend Luftzirkulation, was in Wohnhäusern oder Mehrfamiliengebäuden oft nicht gegeben ist. Andererseits verlagert sich die Geräuschentwicklung ins Gebäudeinnere, wo Schallreflexionen und Körperschall die Wohnqualität erheblich beeinträchtigen können. Zusätzliche bauliche Maßnahmen wie Lüftungsschächte oder Schalldämmungen erhöhen den Planungs- und Kostenaufwand zusätzlich.
Wärmepumpe unter die Erde, nicht das Projekt
Wenn eine Luft-Wasser-Wärmepumpe nicht sinnvoll einsetzbar ist, kann eine Erdwärmepumpe eine Alternative darstellen. Diese Systeme sind besonders leise, da die Wärme direkt aus dem Erdreich gewonnen wird, und verursachen keine störenden Geräusche im Außenbereich. Allerdings sind Erdwärmepumpen in der Installation aufwändiger und teurer. Tiefenbohrungen erfordern in der Regel ein Bodengutachten, und die Kosten für Bohrungen sind hoch. Dennoch kann sich diese Investition langfristig lohnen
Groß gedacht: Fernwärme trifft Wärmepumpe
Es ist jedoch ein Trugschluss zu glauben, dass jedes Gebäude zwangsläufig eine eigene Wärmepumpe benötigt. In Großstädten wie Wien bietet sich die Nutzung des bestehenden Fernwärmenetzes an – in Kombination mit Großwärmepumpen. Ein Vorzeigebeispiel ist die Anlage in Wien-Simmering, die als stärkste ihrer Art in Mitteleuropa gilt. Sie nutzt Abwärme aus Kraftwerksanlagen, um bis zu 25.000 Haushalte mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen. Mit einer Leistung von 55 Megawatt spart sie jährlich rund 100.000 Tonnen CO₂ ein und ersetzt etwa 40 Millionen Kubikmeter Erdgas.
Was tun, damit’s nicht kracht?
Doch zurück zur privaten Anlage: Die Anschaffung einer Wärmepumpe erfordert eine sorgfältige Planung, um technische Anforderungen und rechtliche Vorgaben zu erfüllen. Zwei Aspekte sind besonders wichtig: professionelle Planung durch einen erfahrenen Installateur und frühzeitige Kommunikation mit den Nachbarn.
- Planen durch erfahrenen Installateur
Eine fundierte Planung ist essenziell, um den optimalen Standort zu bestimmen und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sicherzustellen. Erfahrene Fachleute, wie sie über Plattformen wie Wärmepumpe Austria oder die 1a-Installateure zu finden sind, verfügen über das notwendige Wissen zu regionalen Vorschriften. Sie können zudem Tools wie den Schallrechner nutzen, um die Lärmgrenzen vorab zu prüfen. Dies reduziert das Risiko, später auf baurechtliche Probleme zu stoßen oder Nachbarschaftskonflikte zu provozieren. - Erst reden, dann pumpen
Auch die Nachbarschaft sollte frühzeitig über die geplante Installation informiert werden. Offene Gespräche bieten die Möglichkeit, Bedenken – etwa zur Geräuschentwicklung – auszuräumen und geplante Schallschutzmaßnahmen transparent zu erläutern. Ein gutes Verhältnis zur Nachbarschaft erleichtert nicht nur die Umsetzung der Anlage, sondern kann im Zweifel auch dabei helfen, spätere Konflikte zu vermeiden.
Fazit
Das unübersichtliche Regelwerk rund um Schallgrenzen kann auf Laien abschreckend wirken – hier wäre die Politik gefragt, die Vorgaben zu vereinfachen. Mit der Unterstützung erfahrener Installateure lässt sich jedoch Planungssicherheit schaffen und die Wärmepumpe in den meisten Fällen erfolgreich umsetzen.