BYD macht ernst und will Elektroautos in nur sechs Minuten voll aufladen. Klingt fantastisch – aber wo bitte gibt’s in Österreich zwei DC-Ladesäulen gleichzeitig mit je 500 kW?
Was BYD mit seinen Modellen Han L und Tang L derzeit vorlegt, lässt jeden E-Mobilisten staunen: Dank der neuen 1.000-Volt-Architektur sollen die Fahrzeuge per sogenanntem „Megawatt-Laden“ in nur sechs Minuten vollgeladen sein. Ein 100-kWh-Akku könnte theoretisch mit 1.000 Kilowatt Leistung aufgefüllt werden. Ein bahnbrechendes Konzept, das in der Praxis allerdings mit einigen Hürden kämpft – und einer gehörigen Portion Ironie betrachtet werden darf.

Die BYD-Modelle Han L und Tang L schaffen Megawatt-Laden mit zwei Kabeln – vorausgesetzt, man findet überhaupt zwei freie Ladesäulen gleichzeitig. Da freuen sich die Wartenden an der Ladestation. (Fotos: © BYD)
Denn um diese Leistung überhaupt zu erreichen, nutzt BYD eine „Dual-Gun-Technologie“. Übersetzt bedeutet das: Sie schließen Ihr Auto gleichzeitig an zwei DC-Ladestationen an. Richtig gelesen – nicht eine, sondern zwei Ladesäulen gleichzeitig. Besitzer anderer E-Fahrzeuge werden begeistert sein, wenn der stolze BYD-Besitzer gleich zwei Stationen blockiert, um rekordverdächtige Ladezeiten zu erzielen.
Spaß beiseite: In Österreich steht die Infrastruktur für ein solches Megawatt-Laden derzeit noch in den Sternen. Ladestationen mit 500 kW Ladeleistung sind absolute Exoten – geschweige denn Standorte, an denen gleich zwei davon nebeneinander verfügbar sind. Ganz abgesehen davon, dass das österreichische Stromnetz erst einmal ordentlich aufgerüstet werden müsste, um solche Spitzenlasten überhaupt zuverlässig zu liefern.
Sicher, BYD zeigt, was technisch möglich ist und treibt die Entwicklung beeindruckend voran. Doch bis aus der faszinierenden Theorie eine alltagstaugliche Praxislösung wird, dürfte noch etwas Zeit vergehen. Bis dahin bleibt die Ladeleistung wohl eher symbolisch – außer man hat zufällig gerade zwei Hochleistungs-Ladesäulen im eigenen Garten installiert.