Stellen Sie sich vor, Sie fahren mit Ihrem E-Auto an eine Ladesäule – und der Strom fließt sofort, günstig und aus erneuerbaren Quellen. Keine Engpässe, keine Wartezeiten, keine Sorge um das Wetter. Klingt nach Zukunftsmusik? In einem niederösterreichischen Wirtschaftspark ist das bereits Realität. Möglich macht es ein intelligentes Konzept zur Vernetzung mehrerer Photovoltaikanlagen, das selbst Wetterkapriolen austrickst – und nicht nur Autofahrern zugutekommt.
Wenn Sonne und Daten zusammenspielen
Was tun, wenn die Sonne am Standort gerade hinter dicken Wolken steckt – und trotzdem Dutzende E-Autos laden wollen? Die Antwort: Man zapft einfach die Sonne woanders an. In einem innovativen Projekt wurden Photovoltaikanlagen an mehreren Standorten miteinander vernetzt, sodass Strom dort genutzt werden kann, wo er gerade gebraucht wird – unabhängig vom Ort der Erzeugung.
Das Herzstück ist eine intelligente Steuerung, die Stromflüsse nicht nur regelt, sondern auch vorausschauend plant. Sie gleicht regionale Unterschiede in der Sonneneinstrahlung aus und sorgt dafür, dass Ladeinfrastruktur jederzeit versorgt ist. Ein Konzept, das den klassischen Wetterfrust der Solarbranche elegant umgeht – und das Potenzial hat, Ladeinfrastruktur in ganz Österreich auf ein neues Niveau zu heben.
Künstliche Intelligenz plant den Stromfluss
Die Steuerung basiert auf künstlicher Intelligenz, die kontinuierlich Wetterprognosen und historische Verbrauchsdaten auswertet. Aus diesen Informationen entstehen präzise Vorhersagen, wann wie viel Strom produziert und verbraucht wird. Das System kann in Echtzeit entscheiden, welcher Standort Energie abgibt und welcher welche bezieht.
Der Vorteil: Energieengpässe werden praktisch ausgeschlossen. Überschüsse können gezielt gespeichert und bei Bedarf wieder abgerufen werden. So lassen sich auch Spitzenlasten – etwa wenn viele Fahrzeuge gleichzeitig laden – problemlos bewältigen. Die KI sorgt nicht nur für Effizienz, sondern auch für eine hohe Netzstabilität, was in Zeiten steigender Elektromobilität entscheidend ist.
Schnellladetechnik mit Flüssigkühlung
Während die KI im Hintergrund arbeitet, sorgt modernste Ladehardware vor Ort für Geschwindigkeit. Flüssiggekühlte Schnellladegeräte ermöglichen besonders kurze Ladezeiten und arbeiten dabei äußerst effizient. Ihre modulare Bauweise erlaubt eine flexible Erweiterung – ideal für wachsende Ladeparks, bei denen sich der Bedarf in den kommenden Jahren vervielfachen kann.
Geringere Energieverluste bedeuten zudem: mehr Power für die Fahrzeuge, weniger Belastung für das Stromnetz. Die Kombination aus vorausschauender Stromplanung und leistungsfähiger Ladeinfrastruktur macht das Konzept zu einem Modellprojekt für zukunftssichere Mobilitätslösungen.
Energiegemeinschaft als Erfolgsmodell
Das Projekt beschränkt sich nicht auf den Eigenbedarf: Lokale Unternehmen können Teil einer Energiegemeinschaft werden und gemeinsam von der lokal erzeugten, grünen Energie profitieren.
Das Prinzip: Alle Mitglieder nutzen die vorhandenen PV-Anlagen, Speicher und Ladepunkte. Die Stromkosten sinken, die Versorgungssicherheit steigt – und gleichzeitig wird ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Besonders in Zeiten steigender Energiepreise schafft eine solche Gemeinschaft Planungssicherheit und langfristige Stabilität.
Vorteile für Privatnutzer
Auch private E-Autofahrer profitieren: Vor Ort gibt es öffentliche Ladepunkte mit besonders günstigen Tarifen. Das Besondere: Selbst Preisvorteile durch negative Strompreise am Energiemarkt werden an die Kunden weitergegeben. Dieses Phänomen tritt auf, wenn im Stromnetz mehr Energie vorhanden ist, als aktuell benötigt wird – oft durch ein hohes Angebot an Wind- und Solarstrom. In solchen Stunden fällt der Marktpreis ins Minus, und Verbraucher können faktisch dafür bezahlt werden, Strom abzunehmen. Allein im Jahr 2024 gab es in Österreich rund 300 solcher Stunden – mehr als doppelt so viele wie in den Jahren zuvor. Wer sein E-Auto in diesen Zeitfenstern im niederösterreichischen Wirtschaftspark lädt, spart nicht nur, sondern profitiert aktiv vom Überschuss an erneuerbarer Energie.
Speicher als Schlüssel zur Flexibilität
Stationäre Batteriespeicher sind ein zentrales Element des Konzepts. Sie nehmen überschüssigen Solarstrom auf, der nicht sofort gebraucht wird, und geben ihn bei Bedarf wieder ab. So lassen sich Lastspitzen glätten und die Einspeisung ins öffentliche Netz minimieren.
Das Ergebnis: niedrigere Kosten, höherer Eigenverbrauchsanteil und eine stabile Energieversorgung, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch überzeugt. Durch die gezielte Nutzung von Speichern kann das System flexibel auf Markt- und Wetterbedingungen reagieren – ein klarer Vorteil in einem Energiemarkt, der immer volatiler wird.

wassergekühlte Ladestation für ultraschnelle Ladezeiten mit minimalem Energieverlust (Bild: www.electrify.at)
Technologie trifft Klimaschutz
Das Projekt zeigt eindrucksvoll, wie moderne Technik und intelligente Steuerung den Umstieg auf erneuerbare Energien wirtschaftlich und nachhaltig gestalten können. Wer frühzeitig einsteigt, profitiert langfristig – von stabilen, niedrigen Energiekosten und dem guten Gefühl, aktiv zum Klimaschutz beizutragen.
Mit dieser Kombination aus Solarstrom, intelligentem Energiemanagement, leistungsstarker Ladeinfrastruktur und gemeinschaftlicher Nutzung wird ein Modell geschaffen, das weit über die Region hinaus Strahlkraft entfalten könnte.
Tipps – Daten & Fakten
- Projektstandort: Wirtschaftspark in Niederösterreich
- Technik: KI-basierte Steuerung, PV-Vernetzung über mehrere Standorte, stationäre Batteriespeicher
- Ladeinfrastruktur: Flüssiggekühlte Schnellladetechnik der neuesten Generation
- Zielgruppe: Unternehmen und Privatnutzer
- Besonderheit: Weitergabe von Vorteilen aus negativen Strompreisen am Markt
- Vorteile: Versorgungssicherheit, niedrige Tarife, ökologische und ökonomische Effizienz
- Mitmachen: Mitgliedschaft in einer Energiegemeinschaft möglich
Weitere Informationen finden Sie unter: www.i-magazin.com